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Größe: 33,85 km²
Gemeindemitgliederzahl: 2907 im Dezember 2022
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32339 Espelkamp
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Pfarrerin:
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Tel: 05743/1475
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Isenstedt(WB/cm). Für die Kinder ist es ein großes Vergnügen, für die Erwachsenen ein Blick zurück in die Vergangenheit gewesen, als Isenstedt noch klein war. Der mittelalterliche Markt, der am Samstag rund um das Isenstedter Gemeindezentrum stattfand, hat das ermöglicht.
Die »Corona Historica« aus Bad Oeynhausen schlug dort ihr Heerlager auf und Besucher trafen auf ein buntes Völkchen, das aussah, als habe es gerade eine Zeitreise aus dem 9. bis 16. Jahrhundert hinter sich. Im Gewand eines Obristen der Armee von Georg von Frundsberg eröffnete »Hartmann zur Babilonie« alias Axel Palsbröker den Markt.
Nicht ohne vorher noch von den Fleisch- und Fischbrätern, dem »Schankknecht« der Met-Taverne und den Handwerkern einige Kostproben zu erbitten. Deren Qualität überzeugte den Marktvogt: »Ihr dürft verkaufen«, lautete sein Urteil. Nachdem er dann noch die Ortsvorsteher von Isenstedt und Frotheim, Reinhard Bösch und Wilhelm Stockmann, begrüßt hatte, forderte er die Umstehenden unmissverständlich auf: »Fresset, saufet, kaufet.«
Auch die Mitglieder des Presbyteriums sah man an diesem Tag mittelalterlich gewandet. Mit dem Markttreiben wollte die Kirchengemeinde nicht nur einen Beitrag zur Isenstedter 775-Jahr-Feier leisten, sondern zugleich das Reformationsjubiläum begehen. Eine besondere Rolle hatte deshalb Klaus-Peter Hüsemann. Er war in die Rolle von Martin Luther geschlüpft und forderte die Gemeindemitglieder auf, ihre eigenen Thesen zu formulieren: »Wir verkaufen hier keine Ablässe, sondern wir möchten wissen, wie die Menschen sich ihre Kirche der Zukunft vorstellen. Wir wollen nicht nur zurückblicken, sondern auch nach vorn.«
Vorwiegend in Mönchskutten oder als holde Mägde gekleidet, sorgten CVJM-Mitarbeiter und die Erzieherinnen der Kindergärten aus Isenstedt und Frotheim für Kaffee und Kuchen sowie kühle Getränke und eine heiße Suppe. Spätestens bei den Getränken war historische Genauigkeit nicht mehr ganz so gefragt – aber was soll’s: Selbst bei den »Living History« (Lebendige Geschichte) – Akteuren von »Corona Historica«, die sich um möglichst große Authentizität bemühten, gehe es letztendlich doch vor allem um eines, sagte Axel Palsbröker: »Wir machen das, weil’s Spaß macht, uns und den Zuschauern. Und in der heutigen Hektik sorgt die Beschäftigung mit der Vergangenheit auch ein bisschen für Entschleunigung.«
Das war besonders gut nachvollziehbar, wenn man zum Beispiel »Ulf, dem Schmied« dabei zuschaute, wie geduldig er eine Gabel oder einen Zelt-Hering schmiedete oder der Weberin Dörte Jähde alias »Dorothea von Dütetal«, wie sie die uralte Technik des Brettchenwebens wiederbelebte und kunstvolle Borten anfertigte.
»Hier gibt es so viele Sachen, die man sich angucken und bei denen man mitmachen kann. Ich finde es ganz prima hier«, meinte deshalb auch die neunjährige Hannah nach einem ersten Spaziergang über den Markt. Ob sie lieber jetzt oder im Mittelalter leben würde? »Das Mittelalter ist schon toll, aber so, wie es heute ist, gefällt es mir auch. Am besten wäre es, man könnte kurz mal Urlaub im Mittelalter machen und dann wieder zurückkommen.«
Am Samstagabend stand ein Konzert in der Christuskirche im Zeichen Martin Luthers. Der Chor Kantate, der Posaunenchor sowie die Organistin Sabine Wittkötter ließen in ihrer musikalischen Reise die Zeit der Reformation lebendig werden und sangen unter anderem »Eine feste Burg ist unser Gott« und »Verleih uns Frieden«. Die Veranstaltung – bei freiem Eintritt – war gut besucht.
Der zweite Tag begann mit einem auch vom Mittelalter geprägten Gottesdienst, ehe um 11 Uhr die Stände öffneten und das Heerlager erwachte.
Auch das wechselhafte Wetter konnte die Besucher nicht davon abhalten, der mittelalterlichen Idylle rund um das Gemeindehaus einen Besuch abzustatten.
Westfalen-Blatt vom Montag, den 26. Juni 2017
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Leben und kämpfen wie zu Luthers Zeiten
775 Jahre Isenstedt: Die evangelische Kirchengemeinde nahm Besucher des Gemeindefestes mit auf eine Reise ins Mittelalter. Das Konzert in der Christuskirche gehörte zu den Höhepunkten
Von Klaus Frensing
Espelkamp-Isenstedt. 1242 wurde Isenstedt zum ersten Mal urkundlich erwähnt, 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen an die Kirchentür von Wittenberg - die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Isenstedt-Frotheim hatte also zwei Anlässe für ein großes Gemeindefest. Am vergangenen Wochenende nahm sie ihre Besucher mit auf eine große Zeitreise in das Mittelalter.
Mit großartiger Unterstützung des Vereins "Corona Historica" aus Bad Oeynhausen lud sie die Isenstedter und Gäste ein an zwei Tagen zu erleben, wie die Menschen zu Zeiten des Reformators lebten. "Wir sind kein Museum. Ihr könnt alles anpacken", ermunterten die Mitglieder der Corona, ihrer eigenen Aussage nach eine der ältesten deutschen Mittelalter-Gruppen, die wissbegierigen Besucher auf, Fragen zu stellen und Schwert und Rüstung, Armbrust und Bogen unter fachkundiger Anleitung auszuprobieren.
So hatte Simon vom Falkendiek, der in der farbenprächtigen Tracht eines Landesknechts, wie sie die Doppelsöldner zu Zeiten der Bauernkriege trugen, gleich eine ganze Schar von Kindern um sich versammelt. "Die Doppelsöldner hießen so, weil sie den doppelten Sold erhielten, dafür auch in den ersten Reihen kämpften", erläuterte er.
Lasse hatte gleich eine ganze Rüstung angelegt und hob das Schwert zum Gruß. Der Elfjährige besuchte mit Vater Marko Thomsen den Mittelaltermarkt und lobte die vielen spannende Angebote. Bogenschießen probiere er zum ersten Mal aus, erzählte er.
Unter der Rüstung kam Lasse langsam in Schweiß. "So eine Panzerung wiegt mindestens 25 Kilogramm", sagte Erik von der Lohe. "Dazu gehören Hemd, Gambeson (wattierte Jacke), Kettenhemd, Brust- und Rückenpanzer, Bein- und Armpanzer und Helm."
Um in dieser schweren Montur gut kämpfen zu können, hätten die Ritter seinerzeit "täglich mehrere Stunden in voller Rüstung geübt", erzählt Berthold von der Wiehe. Der Rittersmann aus niederem Adel hatte seine Rüstung aber nicht angelegt, um zusammen mit Kasimir von Tingingen und dem Obristen Hartmann zur Babilonie einige Schaukämpfe mit dem Schwert zu zeigen und dem interessierten Publikum zu erklären, wie die edlen Herren damals gekämpft haben.
Das Mittelalter hatte auch düstere Seiten. Beim Befragen der Delinquenten wurde kurzer Prozess gemacht. Kasimir von Tingingen, im Hauptberuf Henker, hatte neben seinem Richtschwert mit dem schönen Sinnspruch "Üb? immer Treu und Redlichkeit. Dann fürchte mich zu keiner Zeit!" mit Schandgeige, Schandflöte und Schandmaske sowie Dorn und Zange einige weitere Werkzeuge mitgebracht. "Der erste Schritt der ,peinlichen Befragung? war das Zeigen der Instrumente. Daraufhin haben die meisten schon gestanden", erklärt er.
Jungfernkränze für kleine Prinzessinnen
Zum Mittelalter gehörten aber nicht nur Heerlager und Schwertkämpfe, sondern auch Handel und Handwerk, die auf einer eigenen kleinen Meile präsentiert wurden. Ulf der Schmied gab der Steinkohle seiner Esse ordentlich Zunder und bearbeitete das glühende Eisen mit Hammer und Zange. Alles für den Lagerbedarf, von Essspießen bis zu Heringen, produzierte er im Laufe des Nachmittags.
Als freie Wikinger-Händler hatten Thore Wifriedson und Elia Wernersdottir ihren Stand aufgeschlagen. Hier gab es vom Holzschwert über Schilder bis zu kleinen Bogen und Drachentöter alles für den Nachwuchsritter sowie Jungfernkränze für die kleinen Prinzessinnen und feine handgemachte Lederwaren wie Taschen und Gürtel für die große Kundschaft. "Ein schöner kleiner Markt", lobten sie das gemütliche Lager zwischen Gemeindehaus und Blumen Spechtmeyer. "Wir haben Spaß, die Besucher haben Spaß, das ist doch das wichtigste."
Auf die alte Handwerkskunst des Punzierens versteht sich Janine Blomenkamp: "Ich male das Muster vor, dann schneide ich das Leder ein und präge das Muster mit dem Punziereisen", erklärte sie die Technik und präsentierte eine ansehnliche Kollektion schön-ster Taschen, Portemonnaies, Gürtel und Armbänder.
Von der gegenüberliegenden Seite wehte appetitanregender Duft hinüber. Flammlachs, eine sehr leckere "alte, 1.000-jährige nordische Tradition, mit grobem Meersalz gewürzt und am Buchenholz gegart", so Lachsbräter Henning Petersen. Er lockte die Besucher ebenso an wie die Schaubräterei von Michael Könighorst, wo Spanferkel am Spieß über offenem Feuer rotierte. In der Met- und Absynth-Taverne wurden Met- und Honigbier sowie Dunkles vom Fass und diverse Absynth-Schnäpse kredenzt.
Ab und an pilgerte Martin Luther (Klaus-Peter Hüsemann) über den Markt und unterhielt sich mit Händlern wie mit Besuchern, um dem Volk aufs Maul zu schauen. Ansonsten bat er zusammen mit seinem Knappen Rüdiger (Rolf) die Gäste, ihre Wünsche an die Kirche aufschreiben und auf eine nachgebildete Kirchtür zu schlagen. Hier am Gemeindehaus hatten Ehrenamtliche aus der Gemeinde ihre Caféteria und eine kleine Spiel- und Kreativmeile für Kinder eingerichtet. "50 Männer und Frauen waren an Vorbereitung, Organisation und Durchführung des Gemeindefestes beteiligt", sagte Klaus-Peter Hüsemann.
Einer der Höhepunkte des Festes war am Samstagabend das Konzert in der Christuskirche mit Organistin Sabine Wittkötter, dem Posaunenchor unter der Leitung von Christian Wöbking und dem Chor "Kantate" um Annegret Blomeyer, das den musikalischen Bogen von Luther bis in die Neuzeit schlug.
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14 - Lübbecker Land, Montag 26. Juni 2017