Familie hat »Ja« gesagt
Westfalen-Blatt vom 25. Februar 2019
Neue Herausforderung gesucht
Martinsgemeinde Espelkamp: In einem Festgottesdienst mit „hoher Pfarrersdichte“ wurde Friedrich Stork in sein Amt in der Stadt im Grünen eingeführt.
Von Robert Rolf Grundmann
Espelkamp. Für die musikalische Umrahmung des Festgottesdienstes am 24. Februar in der Michaelskirche hatte die Martinsgemeinde alles aufgeboten – „Vokal fatal“, Kantorei, Bläserkreis, Orgel und einen bis auf den letzten Platz gefüllten Kirchenraum für den kräftigen Gemeindegesang.
Nach 20-jährigem Dienst im benachbarten Blasheim suchte Pfarrer Friedrich Stork eine neue Herausforderung und fand sie in der vakanten Pfarrstelle in Espelkamp. In Blasheim hatte er, wie er selber sagte, viele Menschen in sein Herz geschlossen. Das ihm das auch in der Martinsgemeinde gelingen wird, hofft er, zumal ihm alle aufgeschlossen und zugewandt gegenüber träten, hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeitende und die Gemeindemitglieder, wie der rege Zuspruch bewies.
Bei der Verpflichtung Storks vor dem Altar wurde Superintendent Uwe Gryczan von seinen Amtsgeschwistern Katharina Blöbaum (Espelkamp), Michael Beening (Dielingen), Christian Rasch (Herringhausen), Mitgliedern des Presskriteriums und Kantor Tobias Krügel unterstützt.
Der neue Amtsinhaber sieht in seinem zukünftigen Wirkungskreis „eine ganz besondere Gemeinde mit großem Potenzial“. Er war der Gemeinde auf verschiedene Weise auch vorher schon verbunden und ist sich der Schwierigkeiten bewusst, die sich aus länger zurückliegenden und jüngst getroffenen Entscheidungen zu personellen Fragen und über Gebäude ergeben. Nicht immer ist es allen gelungen gleich gut, die gute demokratische Gepflogenheit für sich umzusetzen, mehrheitlich getroffene Entscheidungen am Ende mitzutragen und nach vorn zu schauen.
Für diesen Blick nach vorn und den Weg in eine gemeinsame Zukunft wünschte der Superintendent seinem Amtsbruder „Gutes handeln, viel Kraft und Gottes Segen“. Bei der Arbeit in und mit der Gemeinde gehe es nicht darum sich selbst zu gefallen, sondern sie „zur Ehre Gottes zu machen“. Die Gemeinde jedenfalls hat sich schon auf diesen Weg gemacht – beim Festgottesdienst saßen doch „Vertreter beider Fraktionen“, die sich über den an die Thomaskirche angefügten Neubau des Gemeindehauses zerstritten hatten, vereint in den Stuhlreihen.
„Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.“, habe sich Friedrich Stork als Leitwort für diese Amtseinführung ausgewählt, so der Superintendent während seiner Ausführungen über „das Gebet“ und dieser Satz sei auch Storks Konfirmationsspruch gewesen. Beim Gebet, als einem Gespräch mit Gott, könne alles Thema sein – persönliche Sorgen und Freuden, aber auch das Leben und die Belange einer Gemeinde, jedenfalls gehe es immer darum, nicht nur sich selbst zu sehen, sondern auch den Anderen im Blick zu haben.
Für den frisch eingeführten Pfarrer ist „lebendiger Glaube“ wichtiger als „feste Ideologien“, wie er in seiner Predigt über das Gleichnis vom „Sämann“ seinen Zuhörern deutlich machte. Es gehe nicht darum, die Auslegungen versierter Theologen zu übernehmen, sondern sich zu fragen, was dieses Gleichnis einem selbst sage, was es für das eigene Leben bedeute. Es gehe um einen „fragenden Glauben“, der auch „Freiheit“ bedeute, nicht darum, in Stein gemeißelte, ewige Gewissheiten festzuschreiben.
Für den anschließenden Empfang hatten fleißige Hände aus der Gemeinde Speisen und Getränke vorbereitet. Katharina Blöbaum sorgte für den reibungslosen Ablauf in der Folge der Grußworte, die von Pfarrer Bäumer, dem Leiter des Ludwig Steil Hofes eröffnet wurde. Die neue Leiterin des landeskirchlichen Söderblom-Gymnasiums kann ebenso zu Wort, wie Peter Dürr als Vertreter des Wittekindshofes und der vorherige Pfarrstelleninhaber Falk Becker. Einen besonderen Akzent setzte Pfarrer im Ruhestand Ernst Kreutz, der viele Jahre in der Martinsgemeinde tätig gewesen war und deshalb auch einen fundierten, knappen Rückblick auf die Entwicklung dieser Gemeinde geben konnte. Er rief außerdem dazu auf, auf die zahlreichen baptistischen und mennonitischen Gemeinden zu zu gehen.
Infokasten:
Pfarrer Friedrich Stork ist verheiratet mit Liane Stork und hat einen zehnjährigen Sohn.
Er stammt aus der Region und legte am Söderblom-Gymnasium in Espelkamp sein Abitur ab.
Das theologische Studium absolvierte er in Marburg, Berlin und Münster, sein Vikariat in Dortmund.
Er übernahm Vertretungsaufgaben im Kirchenkreis und betreute von 1998-2018 die Kirchengemeinde Blasheim.
Kommentar
Von Robert Rolf Grundmann
Kraft, Geschicklichkeit, Ausdauer, das alles haben die Rednerinnen und Redner Friedrich Stork gewünscht, dass es ihm gelingen möge, die Herausforderungen zu meistern, die vor ihm liegen.
„Versöhnen statt spalten“ war das Motto unseres Landesvaters Johannes Rau. Für jede Person, die die Leitung einer Gemeinde übernimmt, sollte das so zu sagen zur genetischen Grundausstattung gehören. Bei einer Gemeinde, durch die – wegen einer Baumaßnahme – ein tiefer Riss verläuft, gilt das in besonderem Maße. Friedrich Stork hat recht, wenn er daran erinnert, dass eine Gemeinde nicht aus Steinen besteht, sondern aus Menschen. Damit die Saat des Zusammenführens hundertfache Frucht tragen kann, braucht es die Unterstützung aller, in Gedanken, Worten und Werken, auch im Gebet.
Fast noch schwieriger könnte es werden, die Kontakte zu den anderen christlichen Gemeinschaften herzustellen oder auszubauen, die Ernst Kreutz zu Recht als wünschenswert benannt hat – manche der baptistischen und mennonitischen Gemeinden und ihre Gläubigen ruhen so fest in sich selbst und ihrer Glaubenswahrheit, dass sie das Leben außerhalb ihrer jeweiligen „Wagenburgen“ nicht zu interessieren scheint.
Es gibt ja nicht nur diverse evangelische Glaubensgemeinschaften in dieser Stadt, sondern auch Katholiken und Muslime, vielleicht auch Menschen jüdischen Glaubens. Ihnen allen die Hand zu bieten, ist auch „evangelische Freiheit“ von der im Festakt die Rede war. Ganz im Sinne der „Ringparabel“ aus Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“ oder wie es auf der Infotafel zum „Engel der Skulpturen“, eine Skulptur, die im letzten Jahr im Stadtgebiet aufgestellt wurde, heißt: „Wir leben in einer Welt. Wir lassen einander zu und geben uns gegenseitig Raum zur Entfaltung. Wir sind einander verbunden und werden nur gemeinsam
und friedlich die Zukunft gestalten können".
Foto:
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Vor der Michaelskirche: Michael Beening (v.l.), Katharina Blöbaum, Liane Stork, Johannes Stork (vorn), Friedrich Stork, Superintendent Uwe Gryczan und Christian Rasch in freudiger Erwartung auf den bevorstehenden Festgottesdienst. FOTO: ROBERT ROLF GRUNDMANN
Espelkamp (ko). Küster Arnhold Steffan hat genau 265 Besucher gezählt. So viele Gemeindemitglieder, Gäste und Interessierte haben am Sonntagmorgen den Festgottesdienst zur Einführung von Pfarrer Friedrich Stork in der Michaelskirche am Tannenbergplatz besucht.
Die Einsegnung nahm Superintendent Dr. Uwe Gryczan zusammen mit Pfarrer Michael Beening, Pfarrer Christian Rasch und Pfarrerin im Probedienst Katharina Blöbaum vor. Der Chor »Vokal Fatal« und die Bläser unter der Leitung von Kantor Tobias Krügel begleiteten den Ehrentag musikalisch. Stork wählte als Leitsatz für diesen Tag seinen Konfirmationsspruch: »Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist«, aus Jakobus, 5,16. Es ist ein bewegender Gottesdienst gewesen. Stork wiederholte mehrfach den Satz »Wer Ohren hat zu hören, der höre« und nahm Bezug auf das Gleichnis vom Sämann.
Zahlreiche Vertreter der benachbarten Kirchengemeinden waren gekommen, um Friedrich Stork zu begrüßen und zu gratulieren. Katharina Blöbaum brachte es in ihren Einführungsworten auf den Punkt: »Ein Dank gilt ihrer Frau Liane und ihrem Sohn Johannes. Ohne deren Zustimmung wären Sie heute nicht hier.«
Westfalen-Blatt vom 25. Februar 2019