Orgelkonzert in Espelkamp
Robert Grundmann
Das Experiment „Stilbrüche“ ist gelungen
Michaelskirche: Matthias Berges wird für sein ausdrucksstarkes Spiel von Fachleuten und vom Publikum in höchsten Tönen gelobt.
Von Robert Rolf Grundmann
Espelkamp. Nein, Jazz hat Kirchenmusikstudent Matthias Berges auf der „Führer–Orgel“ nicht erklingen lassen, obwohl er in diesem Genre mit Kommilitonen als Quartett auch unterwegs ist und es zu „Stilbrüche“, dem Titel des Konzerts auch gepasst hätte. Die Bezeichnung bezog sich aber darauf, dass die über 60 Zuhörer Stücke erleben durften, die für größere Orgeln komponiert worden waren. Die vielfältigen Möglichkeiten der kleinen Orgel in der Michaelskirche wollte der 22-jährige experimentell ausloten. Er spiele dieses Programm tatsächlich zum ersten Mal auf einer solchen kleinen Orgel. Die „Führer–Orgel“ hat ihren Platz in der 1981 fertig gestellten Michaelskirche, deren farbige Glasfenster den schlichten Kirchenraum prägend gestalten. Die untergehende Sonne sorgte auf dem Altarkreuz für ein besonderes Lichtspiel, einen leuchtenden Punkt, der während des Konzertes von den Füßen des Gekreuzigten zum Kopf wanderte.
Dass dieses Experiment gelungen ist, zeigten der kräftige Applaus nach den einzelnen Stücken und zum Schluss des Konzerts und die lobenden Worte, die die Zuhörer fanden – egal ob es musikalische Laien waren oder Kirchenmusiker mit langjähriger Erfahrung. „Hervorragend, wirklich ganz ausgezeichnet“ lautete eines der fachlichen Urteile im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Organist habe „Bach-gemäß“ interpretiert, sei aber auch den „Romantikern“ unter den Komponisten gerecht geworden. Bachs „Präludium und Fuge für Orgel in Es Dur, BWV 552“ sei häufig Prüfungsstück für die „A-Kantoren–Prüfung“ und an diesem Abend „toll“ gespielt worden. Dabei sei diese Orgel ja eher „romantisch“ ausgelegt und nicht „barock“, wie es zu der Musik dieses Komponisten passen würde. Wie Unsere Kirche berichtete, hatte der ebenfalls 22-jährige Cedric Trappmann dieses Stück bei seinem Konzert in der Kirche zu Isenstedt gleichfalls ans Ende seines Programms gesetzt. Matthias Berges erklärte dazu, dass beide Orgeln, trotz ihrer Unterschiedlichkeit, für diese Stück durchaus geeignet seien. Allein durch das unterschiedliche Klangvolumen der Instrumente, aber auch durch die verschiedene Akustik des Raumes sei das Klangerlebnis in jedem Raum etwas Besonderes.
Er könne die Stücke hier etwas schneller spielen, als in einer Kirche mit „großer Akustik“, verriet Berges UK, man höre hier kleinste Streiftöne, mehr noch als in einem großen Raum. In der Michaelskirche könne man die einzelnen Stimmen besser heraus hören und sehr schön mitverfolgen. Das gefalle ihm besonders bei Fugen sehr.
Einer, der den aus Espelkamp stammenden Organisten auf einem Stück seines musikalischen Werdegangs begleitet hat, urteilte, dass Berges ganz wunderbar gespielt habe. Der Raum habe eine wunderbare, klare Akustik, aber für einen Organisten sei es undankbar, denn jeder „Streifschuss“, eben alles, auch Fehler, seien sofort hörbar. Berges Spieler aber ganz ganz klasse, sowohl was die Artikulation angehe, als auch die Geläufigkeit. „Es hat mir außerordentlich gut gefallen.“, lautete das Gesamturteil in der Zusammenfassung.
Aus dem positiv und sehr zufrieden gestimmten Publikum heraus wurde die Idee geboren, Matthias Berger doch zum „Eröffnungskonzert“ spielen zu lassen, wenn die Restaurierung der Thomaskirche und die Arbeiten am daran angebauten neuen Gemeindehaus abgeschlossen sein werden.
Als weitere Schritte auf seinem Weg sieht der Student der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg die „B–Prüfung“ und nach weiteren Semestern die „A–Prüfung“ für Kantoren. Er könne sich aber auch vorstellen, Möglichkeiten im Ausland zu nutzen und interessiere sich auch sehr für Chorarbeit, Chorleitung und das Dirigieren im Allgemeinen.
Das Programm:
Eugène Gigout (1844 – 1925): Grand chœur dialogué
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750): Concerto G Dur BWV 592
Dietrich Buxtehude (1637 – 1707): Erhalt uns, Herr, bei Deinem Wort BuxWV 185
César Franck (1822 – 1890): Choral No 1 in E-Dur CFF 105
Johannes Brahms (1833 – 1897): Schmücke Dich, oh Liebe Seele
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750): Präludium und Fuge für Orgel in Es-Dur BWV 552