Kabarett in Schnathorst
Religion zum Mitmachen
Kabarettist Ingmar von Maybach-Mengede begeisterte Schnathorster Publikum
VON IMME LOREK
Hüllhorst. Angela Merkel als Madonna der Nation, Gottesdienste für Vielflieger, Bildungsverfall in Deutschland und Heimweh - der Satiriker und evangelische Pfarrer Ingmar von Maybach-Mengede lässt kaum ein Thema aus und kritisiert scharfzüngig und pointiert alles, was in seinen Blickwinkel gerät.
Dabei begleitet er auch gern seine selbst verfassten Texte auf der Gitarre. Der 1966 geborene Bochumer hat prägende Jahre seines Lebens in Ostwestfalen verbracht und sein Examen in Bielefeld abgelegt. „Doch da es dort keine Stellen gab, trat ich in dem ,Roten Dorf’ Ueberau im hessischen Odenwald den Pastorendienst an, eine Gegend, deren Namen von dem Wort ,öde’ abgeleitet und die noch von Kommunisten regiert wird“, bemerkt er augenzwinkernd.
Mit Heimweh im Blick singt er von Kulturschock und Integrationsproblemen des „Vikars mit dem Zopf aus Westfalen“, der so gar nicht in das Bild vom gestandenen Geistlichen passt. Herrschen doch noch immer zwei prägende „Pfarrerbilder“ bei Gemeindegängern vor: entweder der gemütlich Vollbärtige «oder der dünne Vergeistigte.
Bereits vor zwölf Jahren entdeckte Ingmar von Maybach-Mengede seine Liebe zum politischen Kabarett und wechselte 2006 in das Genre Kirchenkabarett über, als er während seines Vikariats mit dem Babenhäuser Pfarrerkabarett in Berührung kam. Gekonnt schlägt er die Brücke zwischen Politik und Religion und zieht als „Don Camillo aus dem Odenwald“ auf Tournee in seine alte Heimat.
In Schnathorst gastierte er zum zweiten Mal und brachte die Zuschauer im gut besuchten evangelischen Gemeindehaus mit seinem Programm von der CSU, der „Christlich Satirischen Unterhaltung“, wieder ausgiebig zum Lachen.
Das Bild von der Bundeskanzlerin als protestantischer Madonna, die das Kind Guido Westerwelle in ihren Armen wiegt, ist zwar leicht überzogen, wirkte aber durch Maybach-Mengedes bierernste Mimik brüllend komisch, wie sein begeistertes Publikum bestätigte.
Mit gekonntem Wortwitz deutete er Werbeslogans um, indem er beispielsweise Waldorfpädagogen Bierwerbung in den Mund legte: „Das einzig Wahre war Steiner“.
Als begnadeter Kabarettist bezog er natürlich sein Publikum mit ins Geschehen ein. So ordnete er die vier Evangelien den jedermann bekannten Produkten aus der vielfältigen Presselandschaft (Spiegel, Stern, Fokus und Magazin der Süddeutschen Zeitung) zu und ließ die erstaunlich treffsicheren Zuhörer raten. Oder er ließ sie fröhlich in den Refrain seines Mitmachliedes „Arbeitslos“ einstimmen, in dem er „Harz IV als Ausbildungsberuf“ anprangerte.
Ob Alt oder Jung, an diesem Abend konnte sich keiner der bissigen, aber charmanten Komik des singenden Pastors entziehen.
Musikalische Einlage: Ingmar von Maybach-Mengede, Zweitberuf Pfarrer, animiert die Zuschauer zum Mitsingen.
Kirche trifft auf Kabarett
Pfarrer Ingmar von Maybach-Megende tritt in Schnathorst auf
Von Grit Marie Struckmeier und Christian Busse
Schnathorst (WB). Angekündigt war Pfarrer Ingmar von Maybach-Megende als Dr. Eckart von Hirschhausen der Kirche. Doch dem Vergleich kann der Pfarrer aus dem Odenwald nicht standhalten
Mit dem Empfang im Schnathorster Gemeindehaus ist der Kabarettist gar nicht zufrieden: Also inszeniert er ihn kurzerhand selber. »Bitte mehr Jubel hier vorne und die Frauen unter 50 dürfen auch ÝIngmar, IngmarÜ schreien, der Rest bitte ÝIngmar muss Bischof werdenÜ«. Das klappt. Der Witz ist zwar nicht neu, aber zum Aufwärmen okay. Sein aktuelles Programm »Die bundesweite CSU - die Christlich Satirische Unterhaltung« hat der Pfarrer aus dem Odenwald mitgebracht.
Der ersten Witze lassen nicht lange auf sich warten. Angela Merkel wird als »oberste Pfarrerstochter« die »ein Flair von Frauenhilfe umgibt« ebenso aufs Korn genommen wie Guido Westerwelle als Baby auf dem Arm der »protestantischen Madonna«. Er vermutet, dass das Kabinett eigentlich Rot-Grün sei.
Immerhin habe man einen schwulen Außenminister eine schwangere Abiturientin als Familienministerin, einen Rollstuhlfahrer als Finanzminister und einen waschechten Migrant als Gesundheitsminister. »So viele Randgruppen - das hätte Rot-Grün nicht besser hinbekommen«, stichelt Ingmar von Maybach-Megende. Neben der Politik hatte Ingmar von Maybach-Megende auch Spott für seinen eigenen Berufsstand und seine jetzige Heimat, den Odenwald, übrig.
Er ernannte sich sich zum evangelischen Don Camillo, da er der einzige Pfarrer in Deutschland sei, der mit einem Ortsvorsteher von der KPD zusammenarbeiten müsste, »ins Amt gewählt von der linken Mehrheit aus DKP, Grüne und CDU«. Leider versemmelt der Kabarettist die Pointe der guten Anekdote. Seine Antwort auf den Druck von links: »Niemand kommt links an Jesus vorbei.« Das Gelächter war eher mau. Er beleuchtet das Bildungssystem, Hartz 4 und die Kirche aus satirisch-kirchlicher Sicht, aber auch die »sturen Ostwestfalen« sind ein willkommenes Thema an diesem Abend. Immer wieder macht er sich über Kirchenthemen lustig. Er erzählt, warum ein Pfarrer sich im Urlaub niemals als Pfarrer outet. »Dann gibt es nur noch drei Gesprächsthemen: Warum man nicht mehr in den Gottesdienst geht, dass die Jungfrauengeburt ja Blödsinn sei und dass man mit den Aussagen des Papstes nicht einverstanden sei. »Der Einwand, dass man evangelischer Pfarrer sei, zählt nicht. Da gibt es Sippenhaftung«, befand Ingmar von Maybach-Megende. Was für Insider erfrischend ist, wirkt jedoch auf Außenstehende streckenweise etwas lauwarm.
Den etwa 100 Zuschauer im gut gefüllten Gemeindehaus hat es dennoch gefallen. Einen Eckhart von Hirschhausen der Kirche haben sie nicht gesehen, aber unterhaltsam war es trotzdem.
WB Artikel vom 22.01.2011