„Damit die Kirche im Dorf bleibt!“ Kirchengemeinden der Region Lübbecke beschließen ihre Vereiningung zum 1.1.2015
Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Lübbecker St. Andreaskirche zum Reformationsgottesdienst der Region. Die vereinigten Chöre, Posaunenchöre und Prediger Eberhard Helling ließen ihn kirchenmusikalisch und inhaltlich zu einem „großen Gottesdienst“ ( Andreas Wilmsmann) werden. Als besonderes Highlight dirigierte der Komponist der bearbeiteten Fassung von „Ein feste Burg ist unser Gott“, der Oberbauerschafter Douglass Thurman selbst. Mit feiner Sensibilität und großer Kraft, berührte das Stück die Gemeinde, die ihm am Ende des Gottesdienstes mit lang anhaltendem Applaus dankte.
I
n den Abkündigungen informierte der Blasheimer Kirchmeister Wolfgang Janetzki, stellvertretend für alle Presbyterien der Region über die Gespräche, die in der vergangenen Zeit in der Region geführt worden sind. In ihnen haben sich die Gemeinden näher vorgestellt. „Wir haben uns in diesen Gesprächen befragt und über unsere Stärken, Schwächen und Entwicklungschancen als Kirchengemeinden gesprochen.
Aus diesen Gesprächen ist der Wunsch entstanden, in Zukunft zu einer Kirchengemeinde in der Region Lübbecke zusammenzuwachsen. Der Kernsatz des Presbyteriumsbeschlusses lautet:
„Die Vereinigung aller vier Kirchengemeinden zu einer Kirchengemeinde soll bis zum 1.1.2015 abgeschlossen sein....
Wir sind der Auffassung, dass dieser Weg die Chance bietet, als Gemeinde Jesu Christi in unserer Region erkennbarer zu werden und unseren biblischen Auftrag auch zukünftig zu erfüllen.“
Die Gemeinde war während dessen sehr aufmerksam, es war eine große Ernsthaftigkeit und Konzentration spürbar.
Der sich anschließende Kirchenkaffe im Gemeindehaus platze aus allen nähten, in allen Räumen herrschte ein buntes Treiben. „Es war wie Weihnachten,“ sagte ein Gemeindeglied. „So ein ergreifender, schöner Gottesdienst.“ Es wurde nicht viel über diesen Beschluss gesprochen, man hatte den Eindruck, als müsse sich das Gesagte erst einmal setzen.
„Wir wollen auch zukünftig für die Menschen vor Ort da sein“, sagte Janetzki im Gespräch. „Die Vereinigung hilft allen Gemeinden, die Kräfte zu konzentrieren.“ Pfarrerin Britta Mailänder ergänzt: „In Gottesdiensten wie dem Hünenbrinkgottesdienst, oder dem Gottesdienst im Schafstall konnten wir erleben, wie fruchtbar die gemeinsame Arbeit sein kann. Wir prüfen, in welchen weiteren Arbeitsbereichen diese Zusammenarbeit sinnvoll und notwendig ist.“ „Pfarrerin Barbara Fischer ergänzt: „ Kirche soll im Dorf bleiben! Sie lebt von ihrer Nähe zu den Menschen.“ Eberhard Helling sagt: „ Die Reformation hat gezeigt: Kirche bleibt lebendig, wenn sie sich auf Christus verlässt und zugleich Veränderungen erlaubt.“ Eckard Struckmeier fährt fort: „Die Seelsorgebezirke bleiben erhalten. Menschen haben Vertrauen zu ihrer Kirche, ihrer Gemeinde, ihrem Pastor oder Pastorin vor Ort. Diese Nähe wollen wir auch in Zukunft gewährleisten.“
Presbyter Dieter Hovemeyer ergänzt: „Wir wollen als Kirchengemeinde zukunftsfähig sein und Kirche gestalten. Darum reagieren wir schon sehr früh auf die Veränderungen in der Kirche. Sie hängen zum einen zusammen mit sinkenden Gemeindegliederzahlen, zum andern mit langfristig sinkenden Einnahmen. Wir können Probleme besser lösen, wenn wir es gemeinsam tun.“
Eine Unsicherheit war da, die Sorge um die eigene Kirche, das Gemeindeleben vor Ort.
Nicht nur Bürgermeister Eckard Witte, auch Superintendent Dr. Rolf Becker waren gekommen. Dr. Becker sagte:
Ich begrüße den Entschluss der Presbyterien der Region Lübbecke, sich auf den Weg der Vereinigung zu begeben. Das ist im Blick schon auf die nahe Zukunft vernünftig und verantwortungsvoll. Klug und wichtig ist es, die Gemeindeglieder von Anfang an mit einzubeziehen. Gerade der Reformationstag erinnert uns daran, dass nicht alles beim Alten bleiben muss. Eine lebendige Kirche lebt von Veränderungen. Ich wünsche den Beratungen Gottes Segen und gutes Gelingen. "
Allen Beteiligten ist bewusst, dass sie sich auf dem Weg befinden und auf die Unterstützung der Gemeindeglieder angewiesen sind. Darum ist es allen Beteiligten sehr wichtig, die getroffenen Entscheidungen so früh wie möglich offenzulegen. Nur so kann ein Prozess entstehen, in dem die Ängste und Befürchtungen genauso Raum haben, wie die Hoffnungen und Wünsche.
Entwicklung des Beschlusses:
Der Kirchenkreis Lübbecke ist in die Regionen Hüllhorst, Lübbecke, Pr. Oldendorf, Espelkamp, Rahden und Stemwede.aufgeteilt. Kooperationsräte arbeiten in den jeweiligen Regionen miteinander und suchen nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit.. Die Kooperationsräte bestehen aus Mitgliedern der Gemeinde und Pfarrerinnen und Pfarrer. Aus dieser Zusammenenarbeit entwickelten sich in Lübbecke viele gemeinsame Aktiviäten wie 2009 die Aktion Kreuzweise, 2010 die Aktion „Mitleidenschaft“ und der „Hünenbrinkgottesdienst“. Aus den vielen guten Erfahrungen ist gemeinsam der Wunsch entstanden, zu einer Gemeinde zusammenzuwachsen. Der Kooperationsrat hat den Presbyterien der vier Kirchengemeinden diesen Wunsch mitgeteilt, dem sich alle Presbyterien angeschlossen haben. Er führte zu diesem Beschluss.
Daten der Kirchengemeinden:
1. Gemeindeglieder Region Lübbecke von 2009
Blasheim 2507, Gehlenbeck 2754, Lübbecke 8409, Nettelstedt 1999, Die Zahlen sind auch 2010 relativ stabil geblieben, die neusten Zahlen liegen nicht vor.
2. Pfarrstellen: Blasheim 1, Lübbecke 3, Gehlenbeck 1, Nettelstedt ´3/4
3. Gottesdienstorte: Blasheim 1, Lübbecke 2, Gehlenbeck 1, Nettelstedt 1
4. Kirchenvorstände/Presbyterien 2009:
Blasheim 12, Lübbecke 15, Gehlenbeck 8, Nettelstedt 8
5. Hauptamtlich Mitarbeitende: Alle Gemeinden haben eine Organistin oder Organisten mit unterschiedlichem Stellenumfang je Gottesdienststätte. Dasselbe gilt für die Sekräterinnen. Bis auf Blasheim haben alle Gemeinden ein Küsterin oder Küster mit unterschiiedlichem Stellenanteil. Blasheim regelt den Küsterdienst ehrenamtlich. Die ganze Region von Blasheim bis Nettelstedt hsat einen hauptamtlichen Jugendreferenten.
6. Zu den Fragen möglicher Stellenstreichungen /Gebäudestreichungen: Es sind keine Streichungen geplant. In den nächsten vier Jahren wird eine gemeinsame Satzung erarbeitet, die genaues regeln wird. Grundsätzlich ausschliessen kann ich nicht, ob Stellen wegfallen könnten. Im Moment sieht es nicht danach aus.
7. Leitung: Die neue Gemeinde wird von einem Presbyterium geleitet. Den Umfang und die genauen Modalitäten sind Gegenstand der Verhandlungen, die jetzt erst beginnen.