50 Jahre Thomasgemeindehaus Lübbecke
50 Jahre Thomasgemeindehaus - Eine Kirchengemeinde bedankt sich
Das Thomasgemeindehaus heute
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Man mag es kaum glauben. Als das Thomasgemeindehaus gebaut wurde, hatte die Gemeinde 9200 Gemeindeglieder und zwei Pfarrer. Superintendent Karl Leutiger und der spätere theologische Vizepräsident Dr. Helmut Begemann. Die Kirchengemeinde reagierte mit dem Neubau des Gemeindehauses auf den Zuzug vieler Familien in diesen Teil der Stadt. Es entstand anstelle einer Baracke, die seit 1945 als Kindergarten diente. Im Neubau des Kindergartens , der 1958 fertig gestellt wurde, waren, so die Urkunde der Grundsteinlegung „zwei Jugendräume angeschlossen“ in denen „Jugend, Frauen und Bibelstundenkreise, Eltern- und Gemeindeversammlungen“ statt fanden. Diese reichten aber „bei weitem nicht aus“. Und so beschloss das Presbyterium am 3. Juli 1959 das Gemeindehaus zu bauen.
FP 15.5.1961 Bei der Einweihung
Am 14.Mai 1961, Muttertag, wurde das Thomasgemeindehaus eingeweiht. Der damalige theologische Vizepräsident Dr. Hans Thimme sagte in seiner Predigt: Um Gottes Willen brauche man keine Kirchen zu bauen. Gott sei allgegenwärtig. Doch die Menschen bräuchten einen Raum, um sich zu versammeln und Gottes Wort zu hören. Im Anschluss an den Gottesdienst beglückwünschte Thimme die Gemeinde zu dieser „Zellteilung“, mit der eine neue Zelle gottesdienstlichen und gemeindlichen Lebens geschaffen worden sei. 1969 erhielt das Gemeindezentrum einen neuen Glockenturm, das Haus wurde renoviert und neu gestrichen.
Alter Glockenturm
Wichtiger als das Haus sind die Geschichten, die das Haus erzählen könnte. Fünfzig Jahre in Geschichten verstrickt, frohe und traurige, ängstliche und mutige Geschichten. Gerhard Wischmeyer erinnert sich: „Ich bin 1961 konfirmiert worden, das war noch in der Andreaskirche. Aber seit dem bin ich am Thomasgemeindehaus - beim CVJM, im Kindergottesdienstvorbereitungskreis, hier habe ich geheiratet, hier war ich lange Jahre Presbyter. Jetzt ist mein Sohn Claus im Presbyterium des Thomasbezirkes. Auch für Anita Niemeier ist das Thomasgemeindehaus von großer Bedeutung. „Als die Kinder klein waren, war es sehr wichtig hierher zu kommen, gerne erinnere ich mich an die Kinderbibelwochen, die Familienfreizeiten waren unvergesslich. Meine Kinder waren im Kindergottesdienstkreis.“
Neuer Glockenturm
Viele Gruppen entstanden: So gründete sich zum Beispiel der „Mütterkreis“ vor vielen Jahren quasi „am Gartenzaun“. Mütter, die ihre Kinder in den Kindergarten brachten, wollten sich austauschen, brauchten Raum und Zeit für sich und ihre speziellen Themen. Der ersten Einladung folgten 40 Frauen. Diesen Kreis gibt es bis heute. Viele haben bereits Enkel und fast 20 treffen sich auch heute zu regelmäßigen Zusammenkünften.
"Mütterkreis" beim letzten Gemeindefest
Oder die „Thomaner“, der Thomassingkreis, der jetzt Laudate heißt. Er feiert in diesem Jahr auch sein 50 jähriges Jubiläum. Das Bild zeigt Hiltrud Wolff und Heinz-Hermann Grube 1992 bei Wolff`s Verabschiedung.
Heinz-Hermann Grube und Hiltrud Wolff bei der Verabschiedung der Kirchenmusikerin
Ein buntes Gemeindeleben entstand. In Sing- und Mütterkreis, Bibel- und Abendkreis, bei der Vorbereitung des Kindergottesdienstes, in der Bücherei, auf Gemeindefesten, Bibelwochen und bei weiterer Gemeindearbeit gab und gibt es viele Gelegenheiten zum Zusammensein und gemeinsamen Austausch.
Heute, nach 50 Jahren, hat die Lübbecker Gemeinde immer noch über 8000 Gemeindeglieder. Drei Pfarrerinnen und Pfarrer betreuen die Gemeindeglieder, wie 1962, als Wolfgang Finger in die eingerichtete Pfarrstelle gewählt wurde. Seitdem gab es nur wenig personellen Wandel.
Hier Superintendent i.R. Friedrich Wilhelm Feldmann bei seiner Einführung 1971 am Thomasgemeindehaus (4 v.l.)
Von 1971 bis 1998 war Superintendent i. R. Friedrich Wilhelm Feldmann Pfarrer im Thomasbezirk. Er sagte bei seiner Einführung: Wir sind immer unterwegs, nie am Ziel. Aber dass wir in Bewegung sind, dies ist das Entscheidende.“ Ein Wort, das bis heute an Aktualität nichts eingebüßt hat.
Eckard Struckmeier bei seiner Einführung 1981 (WB)
Eckard Struckmeier tat von 1981 bis 1999 seinen Dienst und seit 1998 ist Sabine Heinrich Pfarrerin dort.
Gemeindepfarrerin Sabine Heinrich
Gotteshaus der kurzen Wege
Thomas-Gemeindezentrum vor 50 Jahren eingeweiht
Von Friederike Niemeyer
Lübbecke (WB). Nah bei den Menschen - das ist es, was das Thomas-Gemeindezentrum seit 50 Jahren auszeichnet. Wenn Samstag an die Einweihung am 14. Mai 1961 erinnert wird, dann soll auch bekräftigt werden, dass der »Treffpunkt der kurzen Wege« Bedeutung behält.
Mitten im bevölkerungsreichen Lübbecker Nordwesten liegt das Thomas-Gemeindehaus mit dem prägnanten Glockenturm.
Singkreis, Bücherei, goldene Hochzeit, und, und, und - der Thomas-Bezirk ist lebendig. »Aber natürlich sind wir keine Thomas-Gemeinde, sondern gehören zur Kirchengemeinde Lübbecke«, betont Sabine Heinrich, seit 1998 Pfarrerin vor Ort. Aber es wohnen so viele Menschen nördlich der Bahnlinie, dass das Gemeindezentrum an der Alsweder Straße als zweiter Gemeindetreffpunkt und Kirchenraum im Stadtgebiet sinnvoll ist und bleiben wird. Zumal sich so viele Ehrenamtliche dort engagieren, sagt Andreasbezirk-Pfarrer Eckhard Struckmeier und fügt mit einem Schmunzeln an: »Jede Kirchengemeinde müsste doch Schläge bekommen, die solch ein Engagement nicht würdigt und fördert.«
2004/2005 gab es die bislang größte Krise in der Kirchengemeinde. Wegen der akut sinkenden Einnahmen wurde das Matthäus-Gemeindehaus verkauft. »Und wir hatten echte Sorge, ob das Thomas-Gemeindehaus zu halten ist«, erinnert sich Sabine Heinrich. »Doch dann haben sich Engagierte gefunden, wie wir es uns nie hätten träumen lassen.« Ohne neuen Küster, dafür mit vielen Gemeindemitgliedern »an der Front« konnte es weitergehen.
Anita Niemeier und Gerhard Wischmeyer sind Mitglieder des damals gegründeten Förderkreises, der Mittel für das Haus und die Arbeit vor Ort sammelt. Außerdem gehören beide zum etwa 15-köpfigen Team, dass die anfallenden Dienste erledigt. »Ursprünlich sollten die Ehrenamtlichen ein, vielleicht zwei Jahre überbrücken. Jetzt sind wir schon vier Jahre dabei«, sagt Anita Niemeier. Da wird der Rasen gemäht und die Küche geputzt, der Kirchsaal geheizt und die Blumenvase auf den Altar gestellt, die Bücherei betreut und die kaputte Glühbirne gewechselt. Verlässlich Woche für Woche.
Der Holzständer für die Osterkerze wurde aus einer Beerdigungsspende angeschafft. »Gerade die Osterkerze ist für uns auch Zeichen der Verbundenheit mit St. Andreas, weil sie zur gleichen Zeit entzündet wird«, sagt Gerhard Wischmeyer - und erinnert sich auch an eine Panne zu Beginn, als der ehrenamtliche Küsterdienst noch nicht so eingespielt war: »Da hatte ein Gottesdienst begonnen, und die Altarkerzen brannten nicht. Besucher machten uns darauf aufmerksam. Wir haben die Kerzen dann eben etwas später entzündet.«
Nah bei den Menschen - das wird im Kirchsaal jeden Sonntag spürbar, meint Pfarrerin Sabine Heinrich. Man sitze näher beieinander. Da könne der Pastor schon mal auf Atmosphärisches oder eine Zwischenfrage - »Ist heute Kirchcafé?« - reagieren.
Auch vor dem Gottesdienst werde die besondere Thomas-Stimmung spürbar, meint Friedrich Wilhelm Feldmann, von 1971 bis 1998 Pfarrer am Thomas-Gemeindehaus. »Da ist so ein fröhliches Gemurmel zu hören, bis die Orgel einsetzt.« Und auch die Zusammenarbeit mit dem Kindergarten nebenan präge die Atmosphäre: »Allein schon, wenn die Kinder in Pantoffeln in den Kindergartengottesdienst kommen.«
Als Ende der 1950er Jahren die Idee für ein zweites Gemeindezentrum neben der Andreaskirche reifte, zählte die Kirchengemeinde insgesamt um die 9200 Mitglieder (heute sind es etwa 8200). »Als ich hier anfing, standen nur ein paar Häuser am Eikeweg«, erinnert sich Friedrich-Wilhelm Feldmann. Dank der neuen Siedlungen um den Wiehenweg war die Tendenz steigend. Rund 2800 Mitglieder zählt der Thomasbezirk heute.
WB Artikel vom 10.05.2011
Am Samstag, den 14. Mai feiert die Gemeinde das 50 jährige Jubiläum. Alle Gemeindeglieder sind zu dem Festtag herzlich eingeladen.