Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Keine Vereinigung der Region Lübbecke

Die Vereinigung der Kirchengemeinden Blasheim, Lübbecke, Gehlenbeck und Nettelstedt findet nicht statt.


Die vier Presbyterien

Die Entscheidung ist gefallen. Die Kirchengemeinden Blasheim, Lübbecke, Gehlenbeck und Nettelstedt werden sich nicht zu einer Kirchengemeinde vereinigen. Nach vierjährigen, intensiven Beratungen sprachen sich die Presbyterien der Gemeinden Lübbecke, Gehlenbeck und Nettelstedt für eine Vereinigung aus, die Gemeinde Blasheim dagegen. Der Vereinigungsprozess sei damit zu einem Ende gekommen, erklärten die Pfarrer Eberhard Helling (Lübbecke) und Friedrich Stork (Blasheim) als Vertreter des Kooperationsrates der Region Lübbecke. Die vier Gemeinden blieben nun als selbstständige Gemeinden mit eigenen Presbyterien erhalten. In der Erklärung heißt es weiter: „Der entscheidende Grund für die Ablehnung der Vereinigung ist darin zu suchen, dass die Presbyterien die Selbständigkeit der Gemeinden vor Ort mit ihren kurzen Entscheidungswegen und der Identifikation der Gemeindeglieder als ein hohes Gut ansehen, das sie sich erhalten möchten.
„In den vier Jahren, in denen wir beraten haben, gab es in allen Gemeinden kritische Stimmen.“, erklärte Pfarrer Eberhard Helling. „Zusammenarbeit ja. Vereinigung nein.“, so lautete das Fazit des Prozesses: „In der nächsten Sitzung des Kooperationsrates werden wir überlegen, wie wir kooperieren wollen.“ Regionalgottesdienste gebe es schon lange, gemeinsame Passionsandachten würden weitergeführt, im Bereich Diakonie und Gemeindebriefe gebe es bereits eine gemeinsame Arbeitsgruppe.
Keine Gemeinde sei "locker darüber weggegangen." Alle hätten sich gut und mit großem Ernst damit befasst. Die Presbyterinnen und Presbyter seien sich ihrer großen Verantwortung bewusst. In allen Presbyterien war Enttäuschung spürbar. Dennoch sahen die Sprecher des Kooperationsrates in den intensiven Beratungen und im Umgang miteinander eine gute und wichtige Erfahrung. Superintendent Dr. Rolf Becker erklärte dazu: ”Ich respektiere die Entscheidung der Presbyterien. Ich weiß, dass sie mit großem Engagement und Sorgfalt diese Beratungen geführt haben. Im Blick auf die vor uns liegenden Veränderungen in der Gesellschaft wäre eine Veränderung in der Region Lübbecke vernünftig gewesen.  Ich bedanke mich im Namen des Kirchenkreises bei den Presbyterinnen und Presbytern, die sich auf diesen Weg gemacht haben. Eine Vereinigung will gut überlegt sein, hat weitreichende Konsequenzen auch für weitere Generationen.  Allen Ungeduldigen sagt ein chinesisches Sprichwort: Das Gras wächst nicht schneller, auch wenn du dauernd daran ziehst. Das muss aber nicht zur Tatenlosigkeit führen, denn damit das Gras gedeiht, kann  man es wässern und düngen. Dass die Gemeinden sich nicht entschließen konnten,  e i n e Gemeinde zu werden,  heißt ja nicht, dass der Weg der Zusammenarbeit nicht weiter gegangen wird." cs

Vereinigung ist vom Tisch
Abstimmung in Blasheim: Kirchengemeinden aus der Region Lübbecke bleiben eigenständig

Von Joern Spreen-Ledebur

Lübbecke. Intensiv hatten die Kirchenvorstände in den vergangenen Jahren über eine Vereinigung beraten. Den Zusammenschluss der evangelischen Kirchengemeinden Lübbecke, Nettelstedt, Gehlenbeck und Blasheim wird es derzeit aber nicht geben.
In Blasheim trafen sich die Mitglieder der vier Presbyterien gestern zur Abstimmung über eine mögliche Vereinigung der vier Gemeinden in der kirchlichen Region Lübbecke. Die wäre dann die größte Gemeinde im Kirchenkreis Lübbecke geworden - wenn denn alle vier Kirchenvorstände dafür gestimmt hätten. Taten sie aber nicht. Für die Vereinigung votierten in geheimer Abstimmung Lübbecke, Nettelstedt und Gehlenbeck. Blasheim stimmte dagegen.
Der Vereinigungsprozess sei damit zu einem Ende gekommen, erklärten die Pfarrer Eberhard Helling (Lübbecke) und Friedrich Stork (Blasheim) als Vertreter des Kooperationsrates der Region Lübbecke. Die vier Gemeinden blieben nun als selbstständige Gemeinden mit eigenen Presbyterien erhalten.
Als entscheidenden Grund für die Ablehnung der Vereinigung nannten die beiden Pfarrer, dass die Presbyterien die Selbstständigkeit der Gemeinden vor Ort mit ihren kurzen Entscheidungswegen und die Identifikation der Gemeindeglieder als hohes Gut ansähen. Und das solle erhalten bleiben.
Nach vier Jahren Vorlauf mit viel Engagement sei die Frage in den verschiedenen Gremien behandelt worden, sagte Helling gestern. In allen vier Gemeinden habe es kritische Stimmen gegeben: "Zusammenarbeit ja, Vereinigung nein."
"Jetzt müssen wir die Felder benennen, wo wir kooperieren wollen", so Helling. Darüber berate der Kooperationsrat bei seiner nächsten Sitzung.
Gemeinsame Gottesdienste in der Region Lübbecke gebe es schon, gemeinsame Andachten in der Passionszeit seien geplant. Bei der Diakonie gebe es eine gemeinsame Arbeitsgruppe und gleiches gelte auch für die Gemeindebriefe.
Wie enttäuschend nun das Votum ist? Für die, die sich sehr für die Vereinigung engagiert hätten und darin einen Aufbruch zu neuen Ufern sahen, sei eine Enttäuschung vorstellbar, meinte Eberhard Helling. Wer sich für die Vereinigung eingesetzt habe, der habe aber auch mit den kritischen Stimmen umgehen müssen, die einen Zusammenschluss als Verlust erleben würden.
Er wolle nicht von Enttäuschung sprechen, vertrat Pfarrer Stork. Er habe sich vor fünf Jahren stark für die Vereinigung eingesetzt und die vielfältigen Angebote der Öffentlichkeitsarbeit seien angenommen worden.
Die Blasheimer Gemeinde habe sich aber von ihrer Haltung nicht wegbewegt. Die kritischen Stimmen, die sich "nur" eine Zusammenarbeit vorstellen können, habe es bis zum Schluss gegeben. Stork: "Und dann muss man seine eigene Haltung als Gemeindeleitung hinterfragen."
Keine Gemeinde sei "locker darüber weggegangen." Alle hätten sich gut und mit großem Ernst damit befasst. Die Presbyter seien sich ihrer großen Verantwortung bewusst.
In diesen Beratungen sehen die beiden Pfarrer einen positiven Aspekt. "Wir haben offen diskutiert, auch emotional." Es sei immer eine Einheit gewesen, die diskutierte. Nie hätten sich Presbyterien "zerlegt". Helling: "Wir gerieten nie in Streit." Die stets konstruktiven Beratungen in den vergangenen Jahren seien ein Höhepunkt gewesen.
Wie es nun weitergeht? "Die Vereinigung ist erst einmal vom Tisch", machten Stork und Helling deutlich. In zwei Jahren seien Presbyterwahlen und bis 2020 werde es bei vier Kirchenvorständen bleiben. "Wie es danach aussieht, wer soll das sagen?" Das werde sich zeigen, so Stork.
"Ich respektiere die Entscheidung der Presbyterien", heißt es in einer Erklärung von Superintendent Dr. Rolf Becker. Sie hätten die Beratungen mit "großem Engagement und Sorgfalt" geführt. "Im Blick auf die vor uns liegenden Veränderungen in der Gesellschaft wäre eine Beränderung in der Region Lübbecke vernünftig gewesen."
Becker dankte für den Kirchenkreis allen Presbytern, die sich auf den Weg gemacht hätten. Eine Vereinigung wolle gut überlegt sein; sie habe weitreichende Konsequenzen auch für weitere Generationen. Dass die Gemeinden sich nicht entschließen konnten, eine Gemeinde zu werden, heiße ja nicht, dass der Weg der Zusammenarbeit nicht weiter gegangen werde, so Becker.
NW3.2.2014

Zwischenruf


Fusion der vier Kirchengemeinden gescheitert
Kooperation bietet auch Chancen

Joern Spreen-Ledebur

Jauchzet, frohlocket": Die Zeilen aus Bachs Weihnachtsoratorium passen nicht zu der gestrigen Entscheidung der vier Kirchenvorstände. Eine Fusion wäre ein wegweisendes Zeichen gewesen.
Aber auch die Zeile "Wir setzen uns mit Tränen nieder" aus der Bach?schen Matthäuspassion ob der Abstimmung trifft nicht zu. Trotz der Absage an den Zusammenschluss haben die Kirchenvorstände in den vergangenen Jahren intensiv beraten, ohne dabei in Streit zu geraten.
Das war im Kirchenkreis nicht immer der Fall. Es gab in der Vergangenheit Presbyterien, die sich sogar bei Beratungen über ein kirchliches Gebäude zerfleischten.
Statt der Fusion soll es eine Zusammenarbeit geben. Die birgt Chancen für die vier Gemeinden, auf diese Weise weiter zusammenzuwachsen. Und wer weiß: Vielleicht wird sich daraus in Zukunft auch eine neue Chance für den Zusammenschluss entwickeln. Über den sollte angesichts des demografischen Wandels nicht das letzte Wort gesprochen sein.
joern.spreen-ledebur@ ihr-kommentar.de

Gemeindefusion scheitert an Blasheim
Lübbecker Kirchengemeinden vereinigen sich nach vierjährigem Annäherungsprozess nicht

Lübbecke(WB). Paukenschlag im Fusionsprozess der Kirchengemeinden: Das Presbyterium Blasheim stimmt gegen eine Vereinigung der Lübbecker Kirchengemeinden. Blasheim, Gehlenbeck, Lübbecke und Nettelstedt gehen weiterhin getrennte Wege.
Von IrmaMujanovic
Vier Jahre lang haben die evangelischen Kirchengemeinden Blasheim, Gehlenbeck, Lübbecke und Nettelstedt Sondierungsgespräche geführt: Sollen die vier Gemeinden fusionieren und zu einer großen, einzelnen Gemeinde werden oder sollen sie weiterhin eigenständig bleiben? Vergangenen Sonntagmittag dann die endgültige Entscheidung: die Kirchengemeinden werden nicht fusionieren. Die Gemeindevertreter aus Blasheim haben als einziges Presbyterium gegen die Fusion gestimmt. Damit ist die gesamte Fusion geplatzt.
»Natürlich steckt viel Herzblut in dem Projekt. Doch von Enttäuschung würde ich nicht sprechen«, sagte Blasheims Pfarrer Friedrich Stork nach der Wahlentscheidung im Gemeindehaus in Blasheim. Wie die Ergebnisse der jeweiligen Gemeinden wirklich aussahen, konnte und wollte Stork nicht sagen: »Es waren geheime Wahlen.« Sowohl Pfarrer Friedrich Stork als auch Pfarrer Eberhard Helling, beide Mitglieder des Kooperationsrats der Region Lübbecke, haben bemerkt, dass es etliche kritische Stimmen in den Gemeinden gibt. »Viele sind für eine enge Zusammenarbeit der Gemeinden, aber gegen eine Vereinigung«, betonte Helling.
Der Grund, weshalb das ganze Projekt nun gescheitert ist, könnte darin liegen, dass die Presbyterien Angst hätten, ihre Eigenständigkeit zu verlieren, so Stork und Helling. »Die Presbyterien sehen die Selbstständigkeit der Gemeinden vor Ort mit ihren kurzen Entscheidungswegen und der Identifikation der Gemeindemitglieder als ein hohes Gut an, das sie sich erhalten möchten«, erläuterte Stork.
Superintendent Rolf Becker bedauerte die Entscheidung. Man werde die Zusammenarbeit aber fortsetzen (siehe Erklärung im Wortlaut).
Während des gesamten Sondierungsprozesses habe es etliche Befürworter, aber auch ebenso viele Gegner gegeben. »Uns war klar, dass das Ergebnis so oder so ausgehen kann«, sagte Helling. Dass die Gemeindevertreter aus Blasheim letztendlich mit »Nein« abgestimmt haben, wundert Friedrich Stork nicht. »Ich selbst habe mich vor fünf Jahren klar für eine Zusammenlegung ausgesprochen«, erläutert der Blasheimer Pfarrer. Doch er habe im Laufe der Zeit gemerkt, dass seine Gemeinde nicht mitzieht. »In Blasheim war man von Anfang an gegen eine Fusion und daran hat sich bis heute nichts geändert«, sagte Stork.
Er selbst habe nur überlegen müssen, auf welchen Weg er seine Gemeinde führen möchte. »Eigene Entscheidungen müssen überdacht werden«, resümierte der Pfarrer. Die Entscheidung sei letztendlich von solch einer großen Tragweite und müsse von allen Presbyterien gemeinsam getragen werden.
Trotz der Diskussionen und unterschiedlichen Meinungen sei aber kein Presbyterium an der Entscheidung zerbrochen. »Im Gegenteil, die Presbyterien sind eine Einheit geblieben, die sich nicht zerlegt haben«, bekräftigten sowohl Friedrich Stork als auch Eberhard Helling.
Man bleibe trotz dieser Entscheidung handlungsfähig, betonte Pfarrer Helling. Die Kooperation der Kirchengemeinde werde weiterhin voran getrieben. »Wir werden nur sehen müssen, in welchen Feldern wir uns dann gemeinsam bewegen werden«, fügte Stork hinzu. Gemeinsame Gottesdienste, Gemeindebriefe und diakonische Dienste gibt es schon lange. Weitere gemeinsame Projekte sollen folgen.
Doch eine Zusammenlegung sei mit dieser Entscheidung nun erstmal vom Tisch. »Dieses Thema wird nun die nächsten Jahre erstmal auf Eis liegen«, sagte Helling. 2016 stünden zunächst Presbyterien-Wahlen an und nach dieser Wahlperiode könne man sich dann Gedanken um das Projekt Vereinigung machen. Dies wäre dann frühestens im Jahr 2020.
WB 3.2.2014