Ein hochkarätiges Duo
Hochkarätiges Duo in St.-Ulricus
Ein außergewöhnliches Konzert zum Tag des Offenen Denkmals riss das Publikum in der gut besuchten St.-Ulricus-Kirche in Börninghausen zu Begeisterungsstürmen hin. Maritta von Haugwitz, Vorsitzende des Kirchbauvereins, konnte Simon Obermeier an der Orgel und Hannah Bernitt an der Querflöte für das "Ulrichskonzert" gewinnen. Obermeier ist Konzertbesuchern in der Region schon lange bekannt als Preisträger zahlreicher Wettbewerbe an Klavier und Orgel. Eine neue Entdeckung war dagegen die junge Flötistin Bernitt, die die Zuhörer mit ungewohnten Klängen und modernen Spieltechniken überraschte, gerade auch bei den zeitgenössischen Komponisten.
Der erste Teil des Konzerts war Barockmeister Johann Sebastian Bach gewidmet. Die Sonate in Es-Dur für Orgel und Flöte ließ die innige Verbundenheit beider Interpreten spüren. Bernitt verzauberte die Zuhörer mit einem vollen runden Ton, der in der Tiefe voluminös und in der oberen Oktave strahlend, aber nicht penetrant war. Die Orgel war hier gleichberechtigter Partner, so dass beide Intstumente in engem Dialog standen. Insbesondere der langsame Satz war in seiner Schlichtheit sehr ergreifend. In den anschließenden Solowerken für Orgel und für Flöte zeigten die jungen Interpreten jeweils ihre Virtuosität und ihre musikalische Tiefe.
Nun könnte man sagen, Bach kann ja fast jeder, ohne den hohen technischen und musikalischen Anspruch herunterschrauben zu wollen. Das Feuerwerk an Klang- und Geräuschkulisse, das die zeitgenössischen Werke erforderten, war wirklich erstaunlich. Die Thematik der zeitgnösisschen Werke rankte sich um das Zugfahren. Und so nahmen die Interpreten das Publikum mit auf eine außergewöhnliche Reise. Der englische Komponist Ian Clarke mutete der Soloflöte in "The Great Train Race" (Das große Zug-Rennen) allerhand zu. Von dem Rattern der Räder über das heisere Pfeifen an Bahnsteigen und dem Vorbeiziehen der Landschaft bis zum abrupten Stopp - all diese Farbnuancen entlockte Bernitt ihrem Instrument. Zeitgenössische Musik verlangt von Interpreten von Melodieinstrumenten ebenfalls Mehrstimmigkeit, zweifellos eine der größten Herausforderungen. Bei der Querflöte entsteht sie durch Überblasen der einzelnen Töne und war an dem Konzertnachmittag sehr gelungen.
Das Thema Zugfahren griff Obermeier in einer Komposition von Philip Glass wieder auf. Das Rattern der Räder spiegelte sich hier in einer monotonen Abfolge weniger Töne wider, die sich durch das ganze Werk zogen und wie eine Meditation anmuteten. In den tiefen Oktaven hatte Obermeiers Spiel schon fast etwas Mystisches, Apokalyptisches. Mit einer Sonate des französischen Komponisten Francis Poulenc, der Flöte auf den schlanken Leib geschrieben, beendete das hochkarätige Duo sein Konzert. Die modernen französischen Komponisten liebten die Querflöte als Soloinstrument. So zeigte Bernitt in diesem teils tänzerischen, teils elegischen Werk noch einmal den großen Tonumfang und die unterschiedlichsten Klangfarben ihres Instruments. Nach dem tosenden Schlussapplaus blieb kein Zweifel mehr darüber, dass dieses Konzert noch lange in Erinnerung bleiben wird. In der Pause und nach dem Konzert nutzten die Besucher die Gelegenheit, die St.-Ulricus-Kirche zu besichtigen.
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