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Altar bannt Leiden




Altar Jesu kunstvoll in Holz
13 Reliefs konzentrieren sich ganz auf die Passion


Von Friederike Niemeyer
Preußisch Oldendorf (WB). »Der Passionsaltar ist das wertvollste und bedeutendste Kunstwerk in unserer Kirche, in diesem Ort und in der ganzen Region«, sagt Hans-Joachim Karrasch. Der Pfarrer im Ruhestand hat sich eingehend mit diesem Schmuckstück in seinem Buch beschäftigt.

Der zur Einweihung der Kirche im Jahre 1510 aufgestellte Holzaltar zeigt in 13 Reliefs der Größe 60 mal 75 Zentimeter die Passionsgeschichte Jesu. Dazu kommt im Fuß, der so genannten Predella, eine Darstellung der zwölf Apostel. Links oben ist - sehr viel kleiner der heilige Hubertus dargestellt -, rechts oben der heilige Georg. Oben in der Mitte prangt der auferstandene Christus als Sieger, und darunter ist das Zentrum des Passionsaltars zu sehen, die Kreuzigungsszene.
Es fehlt, wie sonst auf ähnlichen Kunstwerken zu finden, die Höllenfahrt Jesu. Und an legendarischen Szenen ist einzig die heilige Veronika zu sehen (Relief neun). »Dass wir hier einen reinen Passionsaltar vor uns haben, ist sehr ungewöhnlich«, sagt denn auch Pfarrer im Ruhestand Hans-Joachim Karrasch. Heute werde der Altar eher als Kunstwerk geschätzt, in seiner Entstehungszeit vor 500 Jahren aber diente er der Andacht der Gläubigen und auch der Vermittlung von Wissen. Karrasch: »Die meisten Menschen konnten damals nicht lesen und schreiben. Sie haben über diese Bilder die Passionsgeschichte kennen gelernt. Es war eine Bibel der Armen.«
Historische Treue war im 16. Jahrhundert dagegen nicht wie heute ein entscheidendes Kriterium der Darstellung. So ist es zu erklären, dass bei der Kreuzigungsszene im Hintergrund Kirchtürme zu sehen sind. »Die gab es natürlich nicht in Jerusalem. Das ist eine zeitgeschichtliche Silhouette«, weiß Hans-Joachim Karrasch. Und Pontius Pilatus trägt - ziemlich unpassend für einen Römer - einen Turban. »Die Menschen damals standen ganz im Eindruck der osmanischen Bedrohung. Deswegen wurde Feinde des Christentums mit Turban dargestellt.«
Fast alle Reliefs gehen auf Vorlagen des Albrecht-Dürer-Schülers Hans Schäufelein zurück. Die künstlerische Ausgestaltung der einzelnen Szenen - beginnend beim Abendmahl, endend bei der Auferstehung - ist in ihrer Qualität aber sehr unterschiedlich. Dass ein Meister oder hoch begabter Geselle am Werk gewesen ist, lässt sich beispielsweise am geschnitzten Antlitz des kreuztragenden Jesus im Relief neun oder am Abendmahlsbild (Relief eins) erkennen. Dagegen fallen die beiden Heiligen, Hubertus und Georg, auf den Altarflügeln deutlich ab. Warum der Patron der Jäger und Bauern und der Drachentöter überhaupt auf einem dem Heiligen Dionysius gewidmeten Werk zu finden sind, lässt Raum für Spekulationen. Karrasch fragt: »Waren diese beiden Heiligen möglicherweise Nebenpatrone der Kirche?«
Ein weiteres Rätsel des Kunstwerks: Wer war der unbekannte Meister, der den Oldendorfer Passionsaltar geschnitzt hat? Derzeit beschäftige sich eine wissenschaftliche Arbeit mit dieser Frage, weiß Hans-Joachim Karrasch. Denn in einer Dissertation wird die Frage der Urheberschaft über einen Vergleich angegangen. Denn der Stil des Werks ähnele dem des Engeraner Holzaltars, und dessen Künstler ist bekannt: Hinrick Stavoer aus der Braunschweiger Schule. Hans-Joachim Karrasch vermutet, er könnte der Urheber des Oldendorfer Werkes sein.

WB Artikel vom 13.01.2010