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Kirchenkabarettist Matthias Schlicht bringt Publikum zum Lachen

Von Theologen und Teigschabern


Von Victoria Coors
Preußisch Oldendorf (WB). Mit Geschichten über das Alltagsleben eines Pastors, die magische Anziehungskraft von Tupperwaren, Anekdoten aus seiner Kindheit sowie nachdenklichen Reflexionen über die heutige Gesellschaft hat er so manche Lacher auf seiner Seite. Doch Kabarettist und Pfarrer Matthias Schlicht hat sein Publikum auch zum Nachdenken gebracht.

Im Rahmen der 500-Jahr-Feierlichkeiten der Dionysiuskirche gab der Kirchenkabarettist am Samstag Stücke aus seinem derzeitigen Programm »Pilgeralarm« zum Besten, und es ist bei den Preußisch Oldendorfern sehr gut angekommen.
Matthias Schlicht selbst bezeichnet sich als christlichen Till Eulenspiegel, denn auch er hält den Menschen einen Spiegel vor, lädt zum Nachdenken aber auch zum Lachen über sich selbst ein.
So berichtete er beispielsweise von der beinahe unerträglichen Abhängigkeit der Menschen von ihren Handys. In seiner Kindheit, so Schlicht, musste er ganze 15 Jahre ohne Telefon auskommen. Zu jenen Zeiten hatte nur der Polizist, der Arzt und der Pfarrer einen Telefonanschluss - »und von da an stand mein Berufswunsch fest«, bemerkte Schlicht mit einem Augenzwinkern.
Im Gegensatz zu früher, klingele heute das Handy nicht nur zweimal im Monat, sondern ständig. Auf humorvolle Art und Weise berichtete der Kirchenkabarettist davon, dass man als Pastor regelrecht von »den Dingern« verfolgt würde. Nicht nur während der Weihnachtspredigt klingelt das Mobiltelefon, nein auch bei der Hochzeit ertönt das Handy aus dem Hochzeitsbeutel der Braut. »Und ich warte nur noch auf eine Trauerfeier, bei der es aus dem Sarg piepst«, ulkte Schlicht.
Im steten Wechsel aus Erzählungen und Liedern thematisierte der Pastor auch Nachdenkliches, so in dem Lied »Mauskauer Nächte«, indem es um die Belagerung Danzigs von der Roten Armee geht.
Die meisten seiner Erzählungen sind mitten aus dem Leben gegriffen und bringen die Leute gerade deswegen zum Lachen. So auch die Geschichte, in der Schlicht zugibt, in der kirchlichen Hilfsgruppe AT zu sein - und hier steht AT nicht wie unter Theologen üblich für Altes Testament, sondern für »Anonyme Tupperaner«. Betroffen seien Menschen, die den Zwang verspüren, mindestens einmal in der Woche eine Tupperwarenverkaufsveranstaltung besuchen zu müssen. Zunächst habe er sich gegen diesen neuen Trend gestreubt, doch dann habe der Teigschaber von Tupper ihn verzaubert und Schlicht erkannte: »Als Gott die Welt schuf, hatte er den Teigschaber von Tupper vor Augen.«
Dass das Publikum restlos von Schlichts humorvoller Art begeistert war, merkte man nicht erst nach der dritten Zugabe. Die Erzählungen über die Schwiegermutter, das Warten an der Supermarktkasse und über seinen Hund Sam, der dumm wie Toastbrot sei, gefiel den Oldendorfern, denn Schlicht scheute auch nicht davor zurück, sich selbst etwas aufs Korn zu nehmen.
Die nächste große Veranstaltung im Rahmen der 500-Jahr-Feierlichkeiten in Preußisch Oldendorf finden am nächsten Sonntag statt. Der Posaunenchor sowie die Jungbläser geben ein Konzert. Beginn ist um 18 Uhr, Pastor Christoph Kriebel versicherte, dass das Konzert vor Beginn des WM-Finales zu Ende sein werde.

WB Artikel vom 05.07.2010

Von Mitleidskrisen und Handywahn
Spritziges Kabarett mit Matthias Schlicht

Pr. Oldendorf (il). Einen Kabarettabend, bei dem die Lachmuskeln ordentlich strapaziert wurden, aber auch der nötige Ernst für brisante Themen nicht fehlte, bot jetzt der promovierte Theologe und Kabarettist Matthias Schlicht.

Im Rahmen von "500 Jahre St. Dionysius Pr. Oldendorf" trug er in der Kirche selbst verfasste Lieder und Texte vor und agierte dazu, indem er in die Rollen der dargestellten Personen hineinschlüpfte. In seinem Programm „Na klar...“ ließ Matthias Schlicht kaum ein Thema aus: Von den alten Griechen über „spätrömische Dekadenz“, die heutigen Missstände in Politik und Gesellschaft bis zum Handywahn der Jugendlichen – er selbst wuchs bis zu seinem 15. Lebensjahr ohne Telefon auf – wird alles fein ironisch bis scharfzüngig satirisch kommentiert. Seine lyrisch melancholische Seite ließ er in seinen Liedern durchschimmern, die er selbst auf der Gitarre begleitete. Mal sang er von Liebe und Trennung „Nun bist du fort, schon gut oder auch nicht“, mal Sentimentales von der guten alten Kirche, die schon so vieles an Menschenschicksalen gesehen hat, aber leider morgen abgerissen wird.

Ernst stimmte das Lied „Moskauer Nächte“, das junge russische Soldaten in den Schutzgräben von Danzig gesummt haben und das Schlicht als Sprechgesang vortrug, ohne eine Miene zu verziehen. Doch schon im nächsten Moment saß ihm wieder der Schalk im Nacken, und er nahm scharfzüngig Prominente, wie Oliver Pocher („als Gott die Doofheit schuf“) und Ottfried Fischer auf die Schippe.

Schlicht als Meister der Verwandlung: Mühelos sprang er von einem zum nächsten Thema und verlangte dadurch seinen Zuhörern einiges an geistiger Beweglichkeit ab. Aber er ist auch ein Meister des Wortwitzes. So kreierte er beispielsweise Wortschöpfungen wie „Kommunikationsverhinderungsknüppel“ und meinte damit den Stock, mit dem Erbtante Elsbeth ihren Einkauf an der Supermarktkasse verteidigte. Oder er witzelte über engagierte Hundebesitzer, welche die Ausscheidungen ihres Tieres humorvoll mit „der Hund löst sich“ umschreiben, und erntete damit wahre Lachsalven des Publikums. Doch Schlicht kann durchaus auch über sich selbst lachen. Nicht nur Berufsgruppen, wie Politiker und Fernsehgrößen, beäugte er kritisch: Er nahm auch seine eigenen Kollegen, sich selbst eingeschlossen, unter die Lupe.

Dem Publikum machte es einfach Spaß, ihm zuzuhören, stimmte es aber manchmal auch nachdenklich, wenn er beispielsweise über die "Mitleidskrise der Männer" herzog. Er hielt den Zuhörern ihre eigenen kleinen Unzulänglichkeiten mit so viel Humor und Charme vor, dass man es ihm nicht übelnehmen konnte.