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Orgel in Pr. Oldendorf

Historische Orgel pfeift auf ihr Alter


Barockes Instrument bereichert den Gottesdienst seit 300 Jahren - unerklärliche Zinnpest


Von Friederike Niemeyer
Preußisch Oldendorf (WB). Das Urteil von Kirchenmusikerin Gudrun Strenger ist eindeutig: »Es ist die schönste Orgel im ganzen Kirchenkreis Lübbecke.« Denn die Barockorgel der St.-Dionysius-Kirche in Preußisch Oldendorf gilt sowohl bei Musikern als auch bei Kunstkennern als echtes Schmuckstück.

Anno 1662 wurde die Orgel erbaut - so ist es auch auf der Vorseite neben den so genannten Prospektpfeifen zu lesen. Der Offelter Baumeister Anton Bischoff hat sie mit einem reichverzierten Holzgehäuse vor die Ostwand des nördlichen Seitenschiffs gebaut. Solch eine Aufstellung des Instruments gab es bis vor hundert Jahren noch in zwölf anderen Kirchen im nördlichen Westfalen, heute nur noch in Lemgo und eben in Preußisch Oldendorf. Die Orgelempore mit dem schweren Instrument ruht - eine weitere Besonderheit - auf nur einem Holzpfeiler, den Anton Bischoff sehr sorgfältig ausgesucht hat.
Die 49-jährige Kirchenchorleiterin und Organistin spielt auf dem Instrument seit 1995. Sie schätzt die Akustik mit den etwa 1000 Pfeifen. Die Pfeifen werden über zwei Handläufe und die Pedale zum Klingen gebracht. Außerdem gibt es für die Klangfarbe 22 Register, vom »Holzgedackt«, der gedeckten Flöte, bis zum »Tremulant«, dem Tremolo. Der Tonumfang reicht über zehn Oktaven. »Beim tiefen C schwingen Wand und Fenster leicht mit«, berichtet Gudrun Strenger schmunzelnd von der Kraft der Orgeltöne.
Besonders liebt die Oberbauerschafterin den ausgesprochen weichen und dabei vollen Klang des Instruments. »Es ist ein Glück, dass die ursprünglichen Prinzipal-Pfeifen erhalten geblieben sind«, kennt sie auch den Grund für diesen harmonischen Klang. Denn diese alten, aus Zinn hergestellten Barockpfeifen sind inzwischen eine echte Rarität, weil sie in den meisten alten Orgeln ersetzt werden mussten. Wurmfraß hatte auch in Preußisch Oldendorf der Orgel - besonders den Holzpfeifen aus dem 17. Jahrhundert - zugesetzt. Deshalb wurden um 1900 die meisten Pfeifen ersetzt. 1951 wurde sogar eine neue Orgel gegenüber auf der Westempore aufgestellt.
1969 entschloss sich die Kirchengemeinde aber, die historische Orgel nach den alten Plänen von Anton Bischoff wieder herzustellen. 1972 wurde das unter Denkmalschutz stehende Instrument eingeweiht - mit den historischen Pfeifen in der Front. »Die besondere, damals noch nicht ganz so reine Zinnverarbeitung verleiht ihnen den schönen Klang«, erklärt Gudrun Strenger. Dagegen würden Orgeln, die nach dem Krieg gebaut wurden, eher hell und scharf tönen.
Doch die alten Pfeifen bringen auch ein Problem mit sich. »Einige von ihnen haben die so genannte Zinnpest«, sagt die gelernte Schulmusikerin. Aufgrund einer chemischen Reaktion befinden sie sich im Auflösungsprozess. Einzelne Pfeifenfüße mussten in den vergangenen Tagen repariert werden. Doch ob der Verfall noch aufzuhalten sei, lasse sich nicht mit Bestimmtheit sagen, zumal die Ursache der Zinnpest nicht klar ist. Auch Experten rätseln, gehen zumeist aber von der allgemeinen Luftverschmutzung aus. »Aber der klingende Teil der Pfeifen ist in Ordnung, und die Pest ist nicht ansteckend. Es liegt am alten Material«, gibt Gudrun Strenger teilweise Entwarnung. Und wenn an diesem Karfreitag die Orgel schweigt, dann hat das seinen Grund ausschließlich in der Tradition des höchsten Feiertags der evangelischen Christen.

WB Artikel vom 02.04.2010