Bikertreffen
Heiße Öfen, soweit das Auge reichte, gesellige Benzingespräche,
gemeinsame Ausfahrt und ein bewegender Gedenkgottesdienst lockten am 3.
Oktober mehr als 500 Motorradfahrer zum großen Bikertreffen am Nordpunkt
in Pr. Ströhen. Foto: Anja Schubert
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„Antrieb fürs Leben“ – Mehrere Hundert Biker feierten Saisonabschluss am Pr. Ströher Nordpunkt und gedachten ihrer tödlich verunfallten Kameraden
Text und Fotos: Anja Schubert
Pr.Ströhen. Faszination und Leidenschaft, Benzingeruch und gute Gespräche, der einmalige Sound und das tiefe Grummeln der Motoren. Es ist dieses Gefühl von Freiheit, Tempo, Abenteuer, Verbundenheit mit der Natur und der Szene, was Motorradfahrer zusammenschweißt. Und immer wieder ist da ein Moment der Unachtsamkeit, übersteigerter Fahrfreude, vielleicht auch nur des schicksalhaften Seins zur falschen Zeit am falschen Ort, der ein Leben auslöscht und einen Menschen aus dem Kreise seiner Familie und Freunde reißt. Auch beim Bikertreffen am Nordpunkt in Pr. Ströhen lagen am Tag der Deutschen Einheit freudige und besinnliche Momente wieder eng beieinander.
Mit neuem Teilnehmerrekord feierten mehr als 500 Bikern aus Niedersachsen und NRW ganz oben in Ostwestfalen den Abschluss der Saison und gedachten mit einem Gedenkgottesdienst ihrer in dieser Saison verstorbenen Kameraden.
„Biken ist ein Lebensgefühl. Ich fahre schon mein Leben lang Motorrad“, so Bernd Augstein aus Lübbecke, der dem Treffen zum ersten Mal einen Besuch abstattete. Auch er kennt wie nicht gerade wenige seiner Bikerkameraden das Gefühl, wenn ein Kamerad durch einen tödlichen Unfall plötzlich aus der Mitte des Freundeskreises gerissen wird. „Man fängt schon an, über seinen Fahrstil nachdenken“, sagt er. Spätestens seit einem eigenen Wildunfall, bei dem ihm ein Ausweisen unmöglich war, stehe für ihn das weitsichtige vorausschauende Fahren und der Genuss der Natur im Vordergrund.
Mit geselligem Frühstück und einer Ausfahrt standen zunächst die Wiedersehensfreude und der Genuss im Vordergrund. Ausgearbeitet wurde die Route erneut vom örtlichen Bikerstammtisch, der mit der Kirchengemeinde und Heimatverein, Kirchenkreis und der Bikers Church Westfalen die Veranstaltung zum 13. Mal auf erfolgreiche Beine stellte. Nach langer Zeit fand der Gedenkgottesdienst erstmalig wieder direkt am Nordpunkt statt, wo vor 13 Jahren der Grundstein für die erfolgreiche Entwicklung des Treffens gelegt wurde.
„Antrieb des Lebens“ – Unter diesem Motto verband Bikerpfarrerin Sigrid Kuhlmann, Biken und Beten in ihrer Predigt. „Bei einem Motorrad läuft nichts ohne Steuerkette, auch für unser Leben brauchen wir einen Antrieb, der uns in die richtige Richtung lenkt.“ Ob im Glauben und Handeln, im Umgang miteinander - Ketten sollten eine verbindende und keine absperrende Funktion haben. „Wie Steuerketten müssen auch wir gut geschmiert werden mit Gottes Wort, denn er hält das Steuer unseres Lebens in seiner Hand.“
Beklemmend aktuell
Sieben Mal erklang die Glocke zum Gedenken an die 73 Motorradfahrer, die in dieser Saison auf den Straßen ihr Leben lassen mussten. Die Biker legten ein Gedenkkreuz mit ihren Helmen. „Die Zahlen sind nach Jahren beunruhigend, insbesondere im ersten Halbjahr sehr stark gestiegen“, so Ortspfarrer Roland Mettenbrink.
Wie nah Genuss und Gefahr, Fügung und Schicksal bei einander liegen können, erfuhren die Gottesdienstteilnehmer hautnah. Denn den Moment des Gedenkens überschattete zusätzlich die frische Nachricht, dass ein Mitglied des Bikerstammtisches bei der Streckensicherung während der Ausfahrt verunfallte und mit dem Rettungswagen auf dem Weg ins Krankenhaus sei. Dass der Sturz am Ende mit einer Knieverletzung eher glimpflich verlaufen war, ließ nicht nur die Stammtischkameraden aufatmen.
Musikalisch umrahmte der Chor „Vokal Fatal“ den besinnlichen Teil des Treffens, an den sich ein geselliger Ausklang bis in die frühen Abendstunden anschloss. Anja Schubert