Pr. Ströhen
„Catwalk der heißen Öfen“ - Zwölftes Bikertreffen am Nordpunkt sorgte mit Ausfahrt und Open-Air-Gottesdienst erneut für erlebnisreiche und besinnliche Momente
Anja Schubert
Pr. Ströhen. Gemeinsame Ausfahrten verbinden, schaffen Freundschaften, stiften unvergessliche kameradschaftliche Momente, ein gemeinschaftliches Erleben der Natur. Doch immer wieder reißen tragische Verkehrsunfälle Menschen aus unserer Mitte, signalisieren Kreuze am Straßenrand den Verlust eines geliebten Menschen. Ihrer gedachten am gestrigen Tag der Deutschen Einheit rund 350 Motorradfahrer und -fahrerinnen beim Bikergottesdienst auf dem Schulhof der Pr. Ströher Grundschule.
Lautes Geknatter und der heiß geliebte Benzingeruch erfüllten das Schulgelände, als die Motorradfreunde mit ihren Maschinen nach einer einstündigen Ausfahrt durch das Pr. Ströher Umland hier zum Gedenken einen Zwischenstopp einlegten.
Gott als Sozius, auf den man sich verlassen kann – Diesen Blickwinkel richtete Bikerpfarrerin Sigrid Kuhlmann in ihrer Predigt auf das Bikertum und das Zusammenspiel der Teilnehmer im Straßenverkehr. Klare Regeln, die von allen eingehalten würden, und Vertrauen würden allen Beteiligten den meisten Freiraum verschaffen. So sei es auch mit Gott. „Mit Rückenwind beflügelt er uns, wenn wir in seinem Sinne handeln, mit Gegenwind zeigt er uns mahnend unsere Grenzen. Und wenn wir straucheln, stürzen oder gar sterben, hebt er uns wieder auf“, so die Wehdemer Geistliche und mahnte zu Rücksicht nicht nur im Straßenverkehr.
Elf Mal ließ Gemeindepfarrer Roland Mettenbrink die Glocke erklingen, die eindringlich an die 105 tödlich verunfallten Biker erinnerte, die von Januar 2013 bis April 2014 ihr Leben ließen. In einer Aktion der Stille legten die Motorradfahrer zudem ein Kreuz mit ihren Helmen.
Musikalisch sorgte der Chor „Return“ für modernen besinnlichen Kirchensound. Soviel zum nachdenklich besinnlichen Teil der Großveranstaltung, die sich an der Landesgrenze zum zwölften Mal jährte.
Sonne satt und spätsommerliche Temperaturen hatten bereits am Morgen die Straßen rund um den Pr. Ströher Nordpunkt, dem eigentlichen Veranstaltungsort des Bikertreffens, in einen „Catwalk“ der heißen Öfen verwandelt. Denn mit rund 350 Maschinen aus ganz NRW und Niedersachsen erzielte das diesjährige Treffen einen Spitzenwert in seiner Geschichte, wie die Mitglieder des organisierenden Bikerstammtisches Pr. Ströhen stolz feststellten. Ausgiebig wurde entlang der Flaniermeile begutachtet, gefachsimpelt und die aktuellen News aus der Bikerszene ausgetauscht. Alte Schätzchen blitzten mit neuesten Modellen und ihen Ablegern um die Wette. Die liebe zum knatternden „Heiligtum“ durchzog alles Altergruppen. Selbst die ganz junge Generation im Grundschulalter ging als Sozius mit auf die Strecke. Zudem ließen sich rund 15 Bewohner der Wittekindshof-Einrichtung „Haus Aleida“ aus Rahden mit Einrichtungsleiter Thomas Dullweber das Open-Air-Event erneut nicht entgehen.
Die rund 50 Kilometer lange Ausfahrt führte in diesem Jahr über die Landesgrenze ins benachbarte Ströhen. Von da aus ging es über Steinkbrink-Essern-Diepenau-Tonnenheide-Espelkamp-Rahden und Wehe zurück ins Dorf an der Landesgrenze, wo im Schatten der Pr. Ströher Immanuelkirche der Gottesdienst zügig startete. Auch nach der besinnlichen Zusammenkunft zog es die Biker zurück an den nördlichsten Punkt NRWs, wo herzhaftes Kesselgulasch und leckeres vom Grill für eine mittägliche Stärkung in gemütlicher Runde sorgten. Bis in die späten Nachmittagsstunden hörte man in der Ortschaft immer wieder das Knattern ganzer Motorentrauben, die gen Heimat aufbrachen.