Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Sinfonieorchester feiert 60 jähriges Bestehen mit Lübbecker Kantorei

Gala reißt Publikum von den Sitzen

Sinfonieorchester, Kantorei und Solisten bieten zum Jubiläum großartiges Opern-Konzert


Von Cornelia
Müller
Lübbecke (WB). Eine kulturelle Institution feiert Geburtstag: Das Sinfonieorchester Lübbecke ist 60 Jahre alt geworden. 1949 als »Collegium musicum« gegründet, hat es sich inzwischen zum musikalischen Aushängeschild der Region gemausert und verbindet Kontinuität mit Experimentierfreude.

Es spricht für sich, dass der jetzige Leiter, Heinz-Hermann Grube, nach Helmut Scholz und Wolfgang Stumme erst der dritte Dirigent in der Geschichte des Orchesters ist. »Das zeigt, dass die Arbeit mit diesem Orchester einfach Freude macht«, bestätigt Grube. Das Jubiläumskonzert, mit dem das Orchester am Sonntag seinen runden Geburtstag feierte, zeigte einmal mehr die Klasse dieses Klangkörpers.
Schlicht und einfach »Oper!« lautete der Titel des Konzertes - aber das Ausrufezeichen war gleich in mehrfacher Hinsicht verdient. Zunächst einmal gehört schon Mut dazu, wenn ein Orchester, zumal bei seinem Jubiläumskonzert, den sicheren Boden des klassischen sinfonischen Repertoires verlässt und sich an etwas ganz Anderes wagt. Und wenn dieser Ausflug in die Bühnenmusik dann auch noch so bravourös gelingt wie am Sonntag in der Stadthalle, ist das allemal ein dickes Ausrufezeichen wert.

Mit Bravorufen und Standing Ovations wurden die Musiker unter der Leitung von Heinz-Hermann Grube gefeiert: Die Mitglieder des Sinfonieorchesters, die sich mit diesem Konzert selbst das schönste Geburtstagsgeschenk machten. Dann die Kantorei an St. Andreas, die einmal nicht mit geistlicher Chormusik, sondern mit Opernchören aus Smetanas »Die verkaufte Braut« oder Verdis »Troubadour« zu hören war und sich in dieser Rolle ausgesprochen wohl fühlte. Vor allem aber die Solisten, die der Operngala zu ihrem Glanz verhalfen: Anne Baumgarte (Mezzosopran), Yitian Luan (Sopran) und Heiko Börner (Tenor). Stimmstark und ausdrucksvoll interpretierten sie Arien von Gounod, Delibes, Bizet und Verdi und verstanden es trotz des konzertanten Rahmens, den Bühnenfiguren Leben einzuhauchen. »Große Gefühle und Abgründe« (Grube) spiegelten sich in den ausgewählten Opernpartien. Betörend lieblich geriet das Blumenduett aus »Lakmé«, hochemotional Verdis »Ah fors' è lui che l'anima«, mit der Yitian Luan die Zuhörer zu Begeisterungsstürmen hinriss. Anne Baumgarte gab eine temperamentvolle Carmen und Heiko Börner einen kraftvollen und selbstsicheren Herzog von Mantua.
Das Sinfonieorchester rundete das Programm mit Rossinis Wilhelm-Tell-Ouvertüre und dem Triumph-Marsch aus »Aida« ab. Orchester, Chor und Solisten bescherten den Zuhörern ein mitreißendes musikalisches Fest. So mitreißend, dass bei den Zugaben so etwas wie »Night of the Proms«-Atmosphäre in der Stadthalle spürbar war. Wo sonst erlebt man, dass bei Klassik im Publikum euphorisch mitgeklatscht wird?
Alle waren in Feierlaune, und Heinz-Hermann Grube, seit 17 Jahren Leiter des Sinfonieorchesters, war sichtlich stolz auf »sein« Orchester, dem er bei dieser Gelegenheit »für Spielfreude, Einsatzbereitschaft, hohen Leistungswillen und viele, viele Stunden schöner Musik« dankte.

WB Artikel vom 22.09.2009