Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Begegnung

Michael Biesewinkel

Einfach mal hinsetzen, nach einem stressigen Arbeitstag die Seele baumeln lassen. Das mache ich gerade in den letzten Monaten sehr bewusst, denn die Arbeitswelt lässt oft nur wenige dieser Momente zu. Sehr schnell geht Woche für Woche ins Land und von Zeit zu Zeit wünsche ich mir eine Bremse um einmal kurz zurückzuschauen und dankbar zu sein für das Erlebte, das Erreichte und vergangene Begegnungen und Gespräche. Etwas bewusst wahrzunehmen scheint heute in einer schnelllebigen Welt zeitweise immer schwerer zu fallen.
Wenn man die täglichen Nachrichten verfolgt, dann braucht es nicht erst den Blick ins Ausland um zu sehen das manchmal ein Dialog fehlt. Es würde zeitweise sicher helfen sich gegenseitig zu begegnen und Standpunkte auszutauschen, zumindest dann, wenn beide Seiten offen dafür sind. Zu sehen was links und rechts von mir ist kann auch bereichern und mich persönlich erdet es auch wenn ich mal wieder auf mehr oder weniger hohem Niveau klage. Ich muss dann ehrlich zugegeben, dass es mir sehr gut geht. Das eine oder andere könnte sicherlich noch etwas besser sein aber vielen Menschen geht es gefühlt deutlich schlechter als mir. Also kann alles so bleiben wie es ist. Diese Erkenntnis versuche ich mir nicht nur immer mal wieder zu sagen, sondern sie auch zu verinnerlichen. Ich bin da ganz selbstkritisch, denn erst wenn ich auch entsprechend fühle habe ich verstanden. Wenn ich etwas weiterdenke kann ich sogar gut noch für andere Menschen da sein und sie nicht nur mit ihrer Lebenswelt wahrnehmen, sondern kann auch etwas abgeben. Ich kann unterstützen und nicht selten eine helfende Hand sein. Wann immer das möglich ist versuche ich das im Alltag ohne mich selbst dabei ganz zu vergessen. Dazu lädt auch der Prophet Jesaja ein und sagt: „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“ (Jesaja 58,7). Wenn wir unseren Nächsten wahrnehmen, dann kann es aber auch leicht zu viel werden und nicht immer merken wir das rechtzeitig. Ein Beispiel war und ist für mich da zum Beispiel das Engagement vieler Ehrenamtler in den unterschiedlichsten Lebensbereichen. Viele Menschen sind so engagiert, dass dabei zeitlich eine Vollzeitbeschäftigung entsteht und der Eindruck, dass sich die Verantwortlichen nicht selten darauf ausruhen und fast selbstverständlich darauf bauen lässt sich nicht immer vollständig ausräumen. Hier das richtig Maß zu finden ist nicht immer leicht aber es ist möglich. Auch im Beruf geben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer oft sehr selbstverständlich deutlich mehr als sie müssten, weil sie das große Ganze sehen und sich gegenseitig wahrnehmen. Zu wünschen ist, dass die Arbeitgeber das realisieren, und auch entsprechend zeigen. Dazu ist es sicher auch nötig, dass sich einige Rahmenbedingungen so verändern, dass sie die Möglichkeit dazu haben. Auch das hängt sicher nicht unwesentlich davon ab das man sich gegenseitig mit seinen Interessen wahrnimmt. So wünsche Ihnen und Ihren Lieben herzlich immer mal wieder Zeit zum Innehalten, zur Begegnung und zum Austausch.

Diakon Michael Biesewinkel ist Öffentlichkeitsreferent der Diakonie im Kirchenkreis Lübbecke

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