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Wort zum Sonntag
„Wir waren Flüchtlinge und Vertriebene und haben nun wieder eine feste Statt.
Wir waren ausgeplündert, elend und arm, ohne ein schützendes Dach, ohne Arbeit, ohne Brot. Es ist uns alles wieder geworden. Wir hatten mit der Heimat Namen und Gesicht, Rang und Geltung verloren und sind nun wieder Bürger des Landes, gleicher Verantwortung und gleichen Rechts…Wir waren Heimatlose, uns wurde an diesem Ort neue Heimat geschenkt.“
Kommen Ihnen diese Worte bekannt vor?
Das müsste es eigentlich, denn mit diesen Worten beginnt die Grundstein-Urkunde für den Bau der Thomaskirche. Damals gab es das Martinshaus schon, die Martinskirchengemeinde hatte sich gegründet. Bewusst gab man sich damals den Namen Martinsgemeinde zur Erinnerung an den Reiter, der in einer kalten Winternacht seinen warmen Mantel mit dem Schwert teilte, damit ein armer Bettler nicht mehr frieren musste. Dieser Martin war römischer Soldat, schied aber später aus der Armee aus, ließ sich taufen und wurde Bischof von Tours. Und nach ihm hat Martin Luther seinen Vornamen erhalten, der am 10.11. 1483 abends geboren, aber erst am 11.11. getauft wurde und so den Namen des Tagesheiligen bekam, wie es damals Tradition war.
Das Teilen ist bis heute in Espelkamp Tradition. Die Martinssammlung, die diese Woche wieder durchgeführt wurde, ist dieses Jahr für eine Schule in den Anden von Peru bestimmt. Kinder und Jugendliche setzen sich jedes Jahr neu dafür ein, dass anderen geholfen und ihr Leben ein bisschen heller werden kann. Deswegen ist es in Espelkamp doppelt tröstlich, wenn die abendliche Dunkelheit von bunten Laternen erhellt wird. Geteilte Freude ist eben doppelte Freude. Zumal, wenn man miteinander singt, etwa so:
Sankt Martin lasst uns loben, den Diener Gott, des Herrn.
Hell leuchtet uns sein Beispiel. Lasst uns ihm folgen gern.
Gott hat ihn uns gegeben, ein Vorbild für das Leben.
Sein Nächstenlieb vor allem schein als ein heller Stern.
Bei kalten Winterzeiten ritt er einst vor die Stadt.
Ein Bettler kam entgegen, der keinen Mantel hat.
Sankt Martin sich nicht weilet, sein Mantel er zerteilet
Und reicht ihm eine Hälfte, damit er Wärme hat.
Dies hat Gott angenommen, als hätt`ers ihm getan.
Sankt Martin lebt im Volke als ein gerechter Mann.
Er hat sich zugewendet, von sich ein Teil gespendet,
hat Wärme, Liebe, Hoffnung geschenket jedermann.
Es gibt viele Möglichkeiten, zu teilen und anderen etwas Gutes zu tun, nicht nur am Martinstag. Das muss auch nicht immer Geld kosten. Wärme, Liebe und Hoffnung, wie das Lied sagt, lassen sich nur bedingt durch Geld verteilen. Wichtiger ist Dasein, Zuhören, Geduld, Freundlichkeit… Ihnen fällt sicher selbst ein, w a s Sie mit jemand, der es nötig hat, w i e teilen können, und sei es nur die viel zitierte „Tasse Tee“ bei gemütlichem Kerzenlicht. Allerdings sei nicht verschwiegen, dass Geld geben schneller geht als jede andere Form von Zuwendung. Dafür bekommt man aber auch weniger Echo zurück.
Wie war das doch gleich mit der Nächstenliebe? Matthäus 22,39 oder 3.Mose 19,18: „ Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ Nicht mehr – aber auch nicht weniger!