Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung 11. September 2021

Pfarrer Steffen Bäcker

Eins ist not.
Das sagt Jesus zur emsigen Marta in der Geschichte von den zwei Schwestern Maria und Marta im neuen Testament (Lukas 10, 38-42)
Der Liederdichter Johann Heinrich Schröder nimmt am Ende des 17. Jahrhunderts dieses Wort Jesu auf. Eins ist not, ach Herr dies eine, lehre mich erkennen doch.
Eins ist not. Eins ist wirklich wichtig, nötig, weiterführend.
So ticken sie, die religiösen Menschen. Die Frommen. Sie suchen und finden, was wirklich zählt. Die eine Mitte. Das Eine.
So richtig passt das nicht in unsere Zeit und vielleicht in keine Zeit. Wir freuen uns an der Vielfalt. Am Pluralismus. Daran, dass jeder nach seiner Fasson selig werden soll.
Wir freuen uns, wenn es bunt ist im Leben. Wir lieben die Abwechslung und das neue. Und wir brauchen viel zum Leben. Die ganze Wirtschaft baut darauf an, dass wir eben nicht nur eins brauchen, sondern viel.
Und dann: Eins ist not?
Das Neue Testament erzählt in der Geschichte von Maria und Marta, wie die eifrige und tüchtige Marta Jesus bewirtet und dafür sorgt, das sich alle wohlfühlen. Und Maria, ihre Schwester? Sie setzt sich zu Jesus und hört ihm zu.
Marta findet das nicht gut. Sie macht die ganze Arbeit, und Maria sitzt da und hört zu. Sie beschwert sich bei Jesus. Kannst Du ihr nicht sagen, dass sie auch helfen soll?
Aber Jesus ist, wie er ist. Er lässt sich nicht auf Martas Wünsche ein. Marta, Marta, du sorgst und mühst dich um vieles. Eins ist not. Maria hat das eine erwählt, und das soll ihr nicht genommen werden.
Eins ist not. Das Eine suchen und finden. Das ist es, worauf es nach Meinung Jesu und nach Meinung der Bibel ankommt.
Und auch der Liederdichter Johann Heinrich Schröder meint, dass es darauf ankommt. Eins ist not.
Das Eine suchen und finden. Sich konzentrieren. Auf die Mitte hin leben.
Johann Heinrich Schröder sagt es so: Drum auch, Jesu, du allein, sollst mein ein und Alles sein.
Wir sorgen und mühen uns um vieles. Und gewiss ist das in unserer Welt nötig. Wir können uns und unser Leben nicht sich selbst überlassen. Wir müssen uns sorgen und mühen.
Und doch höre ich Jesus sagen: Eins ist not.
Vielleicht kommt es darauf an: In allem, was wir sorgen und mühen nicht die Mitte, das Ziel, den Grund zu vergessen. Das, was uns trägt und hält. Selbst dann noch, wenn wir mit unseren Sorgen und Mühen am Ende sind.
Johann Heinrich Schröder ist sich sicher: In dieser Mitte, bei diesem einen, das trägt und hält, findet sich „volles G’nügen, Fried und Freude“.
Braucht es mehr? Vielleicht stimmt es ja wirklich, was Jesus sagt: Eins ist not.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!


Steffen Bäcker, Pfarrer in Bad Holzhausen und Börninghausen