Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 09. Mai 2020

Aleksej Heinz

„Ich bin nicht mehr gläubig, ich habe festgestellt, dass mir der Glaube einfach nicht gut tut.“ Diese Aussage hörte ich vor kurzem in einem Podcast und muss seitdem immer wieder darüber nachdenken. Man kann nur erahnen, was einen Menschen im Einzelfall dazu bringt, den Glauben quasi abzulegen. Es können ganz persönliche Gründe sein, eine tiefe Sinnkrise, eigene schlechte Erfahrungen mit der Kirche und mit den Christen, persönliche Verletzungen, fehlende Antworten auf viele Fragen des Glaubens oder auf eigene Gebete. Kann der Glaube an Gott manchmal herausfordernd, ja sogar problematisch sein? Zumindest für mich kann ich diese Frage eindeutig mit ja beantworten. Es kann auch nicht anders sein, wenn man an einen Gott glaubt, der über dem steht, was wir sehen, was wir berühren können, was die moderne Wissenschaft greifen und erklären kann. Es kann nicht anders sein, wenn man die Bibel tatsächlich liest und begreift wie vielfältig, hintergründig, gar wunderbar und zugleich schwierig sie manchmal ist. Doch kann man sagen, dass der Glaube einem nicht gut tut? Kann das überhaupt ein Kriterium dafür sein, nicht mehr zu glauben? Diese Frage kann man wahrscheinlich nur persönlich beantworten. Zunächst einmal ist es nicht wahr, dass es denjenigen, die an Gott glauben, immer gut geht und gut gehen wird. Um das zu erkennen, muss man kein absoluter Bibelkenner sein. Jeder Christ und auch jeder gläubige Mensch wird entweder aus eigenem Leben oder aus dem Leben der Familienangehörigen und Freunde genug andere Beispiele kennen. Und Gott selbst persönlich kennt das Leid. Im Mittelpunkt des christlichen Glaubens steht Jesus, der in seinem Leben hier auf der Erde sowohl Ablehnung und Hass als auch körperliche Gewalt, gar Folterung bis zu einem furchtbaren Tod erlebt hat. Nein, Menschen werden in dieser Welt mit schlimmen Dingen konfrontiert. Doch warum und wie soll da der Glaube gut tun? Vielleicht kann einer der letzten Sätze, die Jesus auf dieser Erde gesprochen hat, eine Antwort darauf sein. Es ist der letzte Satz des Matthäus Evangeliums: „Und siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis zur Vollendung der Zeit“. Die Worte „bei euch“ bedeuten für mich an jedem Ort, „alle Tage“ bedeutet einfach immer, „bis zur Vollendung der Zeit“ heißt für mich über den Tod hinaus. Gott selbst gibt uns nicht das Versprechen, dass es uns in dieser Welt immer gut gehen wird, seine Botschaft ist, dass er da ist. Egal, wer man ist und was immer man für eine Geschichte mitbringt, Gott ist da. Ist es manchmal schwer zu glauben? Na klar. Aber es lohnt sich und tut richtig gut.


Aleksej Heinz, Gemeindeleiter der EFG Lübbecke