Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 10. August 2019

Wer in diesen Tagen von „schönem Wetter“ spricht, meint oft nicht den schier endlosen Sonnenschein, der unserer Natur inzwischen schwer zu schaffen macht. Wer sich „schönes Wetter“ wünscht, der wünscht sich meist ein paar Regentage, die den Pflanzen und Tieren endlich wieder aufhelfen. Dass das Wasser an vielen Stellen sogar für uns Menschen knapp wird, lesen wir in der Zeitung. Und wer unsere Bäume betrachtet, kann sehen, dass viele von ihnen ums Überleben kämpfen. Sogar alte, starke Bäume werfen ihre Blätter ab und sterben einen stillen Tod.
Auch bei mir am Pfarrhaus müssen in diesen Tagen einige Buchen gefällt werden, die nicht mehr zu retten sind. Und um jeden einzelnen Baum tut es mir in der Seele weh. Er wird mir fehlen, nicht nur als Schattenspender. Und er wird den Vögeln fehlen, die darin immer so fröhlich gesungen und ihre Nester gebaut haben.
Dann gehe ich an der Aue spazieren; da, wo auch jetzt noch viel Wasser ist, und sehe Bäume, die vor Kraft nur so strotzen. Saftig-grün sind ihre Blätter. Voll im Leben stehen sie. Und offensichtlich kann ihnen auch keiner der Schädlinge zu schaffen machen, von denen jetzt so oft die Rede ist.
Mir kommt ein Text in den Sinn, den ich bei Jeremia im 17. Kapitel gelesen habe: „Gesegnet ist der Mensch, der sich auf den Herrn verlässt und dessen Zuversicht der Herr ist. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hinstreckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.“ (Jeremia 17,7-8)
Kennen Sie auch solche Menschen, die auch in schwierigen Zeiten fest im Leben stehen? Vielleicht gehören Sie ja auch selbst dazu? So wie ein Baum seine Wurzeln zum Bach hinstreckt, so brauchen auch Menschen eine Kraftquelle; etwas, das sie mutig macht und stark genug, den Halt nicht zu verlieren.
Bei all dem, was manchmal so auf mich einprasselt, was mich zweifeln, manchmal auch verzweifeln lässt, brauche ich so wie ein Baum feste Wurzeln. Für mich habe ich die im Glauben an Jesus Christus gefunden. Wenn ich mich mit einem Baum vergleiche, dann ist er der Bach, an dem ich sicher leben kann. Auch in dürren Zeiten gibt er mir das Zutrauen, dass die Kraft reichen wird, das alles zu überstehen. Und wenn es gut läuft, kann ich auch noch Frucht bringen. Schließlich weiß ich, bei Gott wird alles gut werden. Denn ich weiß mich getragen und gehalten, wie ein Baum auf einem festen, lebenspendenden Grund.
Was ist Ihre Kraftquelle? Wohin strecken Sie in dürren Zeiten Ihre Wurzeln aus? Was hilft Ihnen, in Wüstenzeiten Ihre Hoffnung nicht zu verlieren? Ich wünsche Ihnen, dass Sie für sich eine Antwort auf diese Fragen haben, die trägt, die tröstet und die Ihre Hoffnung nicht welken lässt.


Pfarrerin Gisela Kortenbruck