Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 15. Februar 2020

Diakonin Ulrike Nebur-Schröder, Gemeindepädagogin in der Region Pr. Oldendorf

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

seit einiger Zeit geht mir immer wieder durch den Kopf, dass wir mit Worten so viel Gutes und Schlechtes in die Welt setzen. Worte – sie können anrühren, sie können trösten, antreiben, motivieren. Aber sie können auch verletzen, einem übel mitspielen, richten. Worte können zum Lachen oder Weinen bringen. Sie vermitteln sachliche, emotionale und gezielte Botschaften. Worte haben Macht -  Ja, Worte können viel mit uns machen. Sie haben eine Macht, die wir manchmal unterschätzen. aber auch manchmal bewusst einsetzen, um etwas zu bewirken. Wenn wir Worte aussprechen, können wir Menschen  trösten,  Andere aufheitern oder zum Nachdenken bringen. Worte sind oft das Mittel,  um mit Menschen in Kontakt zu treten. Worte können aber auch Geschichten erzählen. Vergangenheit,  Gegenwart und und Zukunft können mit Worten erzählt werden. Worte der Bibel z. B. erzählen solche Geschichten. Sie geben uns einen Einblick von Menschen aus verschiedenen Epochen der Zeit, und geben uns Richtlinien für unser Leben heute. Worte der Bibel erzählen von Vergangenem, um in der Gegenwart zu wirken und in eine hoffende Zukunft blicken zu können.  Worte haben Macht. Von dieser Macht lesen wir in den Weisheitssprüchen: Dort heißt es: „Tod und Leben steht in der Zunge Gewalt; wer sie liebt, der wird von ihrer Frucht essen.“  (Sprüche 18,21) Es wird deutlich, dass Worte beides können: Einerseits können sie zerstören, andererseits geben sie Trost und Hoffnung. Darum sollten wir wissen, was wir reden, mit/über wen wir reden und welche Wirkung unsere Worte haben. Sehr anschaulich fand ich dazu diese kleine Geschichte:

Ein Mann hatte über seinen Nachbarn schlecht geredet. Dieser hatte von den Gerüchten gehört und stellte ihn zur Rede. „Ich werde es bestimmt nicht wieder tun,“ versprach der Mann. „Ich nehme alles zurück, was ich über dich erzählt habe.“ Der Nachbar schaute sein Gegenüber ernst an. „Ich habe keinen Grund, dir nicht zu verzeihen,“ erwiderte er. „ Jedoch verlangt deine Tat eine Wiedergutmachung.“ "Ich bin gerne zu allem bereit,“ sagte der Mann zerknirscht. Der Nachbar erhob sich, ging in sein Schlafzimmer und kam mit einem großen Kopfkissen zurück. "Trag dieses Kissen bis zu dem Haus, das hundert Schritte von meinem entfernt steht“, sagte er. "Dann schneide ein Loch in das Kissen und komme wieder zurück, indem du unterwegs immer eine Feder nach rechts und eine Feder nach links wirfst. Das ist der erste Teil der Wiedergutmachung“. Der Mann tat, wie ihm geheißen. Als er wieder vor dem Nachbarn stand und ihm die leere Kissenhülle überreichte, fragte er: "Und was ist der zweite Teil der Wiedergutmachung“? "Gehe jetzt den Weg zum Haus zurück und sammle alle Federn wieder ein“. Der Mann stammelte verwirrt: “Ich kann doch unmöglich all die Federn wieder einsammeln! Ich habe sie wahllos verstreut, mal eine hierhin, mal eine dorthin. Inzwischen hat der Wind sie in alle Himmelsrichtungen getragen. Wie könnte ich sie jemals alle wieder einfangen“?  So sollten wir mit Worten umgehen: Wie nicht wieder einzufangende Federn. Sind sie erst gesprochen, so sind sie unterwegs.

„Worte der Besinnung“ heißt die Rubrik, unter der ich diese Zeilen heute schreibe. Auch diese Zeilen übermitteln eine Botschaft, ebenso wie die Gottesdienste morgen Botschaften und Worte übermitteln. Möge uns Gottes Wort Richtlinie und Maß sein für die Worte, die wir einsetzen. Mögen sie eine positive Macht ausüben und dazu beitragen,  Menschen nichts Übles anzutun, sondern ihnen wohlwollend, einfühlend, verstehend und wertschätzend anzusehen und anzusprechen. In diesem Sinne wünsche ich einen gesegneten Sonntag mit  reichlich guten Worten!


Diakonin Ulrike Nebur-Schröder, Gemeindepädagogin in der Region Pr. Oldendorf