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Nach wochen-, ja monatelanger Abstinenz war es endlich soweit: liebe Menschen treffen, die ich teilweise seit Jahren – Jahrzehnten nicht gesehen hatte. Quatschen, lachen, aber auch zuhören, was in der Zwischenzeit so alles passiert war. Einen unbeschwerten Abend bis in die Morgenstunden.
Natürlich Corona-Konform per Zoom. Es war mega spannend zu erfahren, wie es meinen ehemaligen Kursus-Geschwister (so nannten wir uns in der Ausbildungsstätte) so ergangen war. Freud und Leid, die Erlebnisse aus 30 Jahren wurden ausgetauscht. Und auch wie es Ihnen im kirchlichen Dienst ergangen war. Einige waren nicht mehr dabei, drei sogar ausgetreten, aber eins hatten sie nicht verloren: ihren Glauben, da waren sie noch alle dabei. Ein bunter Blumenstrauß an Glaubensverständnis. Ich musste daran denken, dass dies schon vor 33 Jahren (oh Mann ist das lange her) so war. Zusammengewürfelt aus verschiedenen Himmelsrichtungen und Landeskirchen und schon damals jede/r mit ihrer eigenen Art zu glauben. Da ist zum Beispiel F, die sich ihren (für mich) kindlichen Glauben bewahrt hat. Trotz oder vielleicht gerade wegen 13 Jahren im orientalischen Ausland vertraut sie Gott und seinen Zusagen fast blind. J und T, die sich, wie ich ihre Skepsis und das kritische Nachfragen bewahrt haben. B, der inzwischen in einer Landeskirche sogar pastoralen Dienst versieht und immer an seinen Fähigkeiten gezweifelt hat und jetzt genau da ist, wo er hingehört. Und G. nicht zu vergessen, der mich immer mit seinem tiefen Glauben fasziniert hat, dem ich als einzigem geglaubt habe, das Gott ihm durch Beten bei der Wohnungssuche geholfen hat. Und all die anderen.
All diese verschiedenen Arten zu glauben, dass gab natürlich Reibungspunkte und Diskussionen., manchmal auch Kopfschütteln. Aber ich denke, dass wir mit der Zeit gelernt haben, den anderen stehen lassen zu können, zu wissen: Glaube formt sich aus den Erfahrungen, die wir im Leben machen. Was für den einen gilt, gilt für die andere noch lange nicht.
Mir fällt dazu ein Lied von Mark Forster ein: Bauch und Kopf (gerne mal reinhören), wo er über einen guten Freund singt, der sein Leben im Griff hat, der weiß, wo es lang geht und Mark Forster gerne die Richtung weisen würde. Er akzeptiert, dass sein Freund seinen Weg gefunden hat:“ so wie du glaubst, so wie du lebst, und das ist okay, solange es für dich passt. Halt daran fest, für mich gilt das nicht.“
Ich glaube, er beneidet seinen Freund sogar, um seine Festigkeit. Das erinnert mich an G. bei dem ich auch immer gesehen habe: Hey, dass passt für dich. Ich finde es toll, aber so bin ich nicht. Oder wie Mark Forster singt:“Weil ich immer was such und immer was fehlt, obwohl es eigentlich gut ist und eigentlich geht, hab ich dich im Blick und wie du's machst. Doch so wie du, so bin ich nicht.
G ist eher der Petrus, der Fels wie Jesus ihn genannt hat. Ich sympathisiere, da mehr mit Thomas, dem Zweifler, der am liebsten seine Finger in die Wundmale Jesu gelegt hätte, um zu sehen, dass alles wahr ist. Mein Motto ist ein arabisches Sprichwort: „Binde erst dein Kamel an und dann vertraue Gott“.
Ich denke in dieser Spanne bewegt sich unser Glauben und das gibt mir nicht das Recht zu beurteilen, ob jemand „richtig“ glaubt oder etwas tut, was ein Christ „nicht tut“ Wenn es mir mit dem Christ sein ernst ist, dann habe ich nicht nur eine Ahnung von dem, was „richtig“ ist. Dann treibe ich nicht Menschen in die Verzweiflung und tue ihnen weh, ob seelisch oder körperlich. Wer bin ich, dass ich anderen Leuten den Glauben absprechen will. Das zu beurteilen, obliegt allein Gott – und da bin ich mir sicher!