Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 17. Oktober 2020

Pfarrer Jens Weber

„Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.“

Wenn bei uns zu Hause mal etwas kaputt geht, dann kommen meine Kinder zu mir und rufen: „Papa, heile machen!“ Was ich so alles in meiner Eigenschaft als Vater repariert habe: Kaputtes Spielzeug, CD-Spieler, Kasettenrecorder, defekte Autos, X-Box-Controller, zerbrochene Vasen.

Gegenstände lassen sich leicht reparieren, wenn die Reparatur klappt, ist es gut. Wenn sich die Reparatur nicht mehr lohnt oder nicht klappt, werden sie ersetzt.
Wie ist das beim Menschen, bei uns?

Es ist interessant zu sehen, dass Menschen von sich sagen, sie seien kaputt, defekt.
Viele Menschen stehen buchstäblich vorm Scherbenhaufen des Lebens.
Aber sagen Menschen auch, dass sie heile sind?

Bei Zahnschmerzen gehen wir zum Zahnarzt, bei Halsschmerzen zum Hals-Nasen-Ohrenarzt in der Hoffnung, dass der Arzt uns repariert. Und ich bin dankbar, dass der Arzt ein Spezialist ist und weiß, was er tut. Aber wie geht das bei Demenz oder bei Altersschwäche? Oder können Sterbende repariert werden?
In dem Wochenspruch des Propheten Jeremia geht es um ein ganz anderes heil sein, wenn Jeremia spricht: „Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen“ (Jer. 17,14).

Wir sind nicht so stark, so unverletzlich wie wir gerne wären. Darum brauchen wir jemanden, der uns heil macht.

Die Reparatur, von der Jeremia hier spricht, ist darum auch etwas grundlegend anderes, als die Wiederherstellung unserer körperlichen Leistungsfähigkeit. Die eigentliche Krankheit unseres Lebens ist die Trennung von Gott.

Es gibt viele Menschen, die leben in zerrütteten Verhältnissen und haben trotzdem mit Gott Frieden. So viele haben keinen gesunden Körper, leiden an Demenz oder liegen im Sterben und sind trotzdem heil. Weil ihre Beziehung zu Gott stimmt.
Dieses Gebet Jeremias ist nur ein kurzes Gebet, aber mehr muss auch nicht gesagt werden, denn darin steckt unsere ganze Sehnsucht nach Leben, nach Ganzsein, nach Heil.


Jens Weber, Pfarrer in Hüllhorst