Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung für den 24. Februar 2024

Pfarrer Dr. Roland Mettenbrink

Ein älterer Mann lebt allein zuhause. Ich besuchte ihn zum Geburtstag. Seine Frau war schon vor einigen Jahren verstorben. Bis auf einen Sohn waren die Kinder verheiratet, sie leben mit ihren Familien im Niedersächsischen und Süddeutschen. Zwischen dem Vater und dem ledigen bei ihm wohnenden Sohn war ein gutes Miteinander. Sie waren täglich zusammen, führten gemeinsam den Haushalt. Nun aber war der Sohn vor kurzem plötzlich verstorben. Als ich mich beim Besuch vom älteren Mann verabschiedete, sagte er zu mir: "Können Sie mich nicht öfters besuchen? Am besten jede Woche. Ich bin so einsam." Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass ich das ihm leider nicht versprechen und dass auch bei meinen beruflichen Verpflichtungen ich das über längere Zeiträume nicht gewährleisten kann. Im Anschluss habe ich den Kontakt zu den Angehörigen gesucht, ob sie nicht regelmäßige Besuche bei ihm organisieren könnten.

Einsamkeit ist ein großes Problem für viele. In Großbritannien ist unlängst ein Ministerium zur Linderung von Einsamkeit eingerichtet worden, um Menschen aus der Isolation und Anonymität zu holen. Dort wird versucht, durch staatliche Programme zu helfen und vor krankhaften Folgen vorzubeugen. Einsamkeit betrifft nicht nur Ältere, sondern auch Jüngere, was auch mit den neuen Medien zusammenhängen mag. Die Coronakrise hat Einsamkeit noch verstärkt, sie hat viele Menschen in einen inneren Rückzug geführt. Das Nachlassen intensiv gelebter Nachbarschaft und dass heute oft Kinder und Familienangehörige weit entfernt wohnen, trägt zur Vereinsamung bei.

Gott hat den Menschen als Gegenüber geschaffen. Im Du findet sich das Ich. Jeder Mensch braucht ein Du, ja mehrere Menschen als Gegenüber. Nur so kann ein Mensch glücklich werden und bleiben. Dass wir Gott, dass wir Jesus zum Freund haben, mit ihm unser Leben teilen und sprechen können, hilft in Einsamkeit. Aber es bedarf zusätzlicher zwischenmenschlicher Begegnungen. Telefonate und digitale Kommunikation sind gut, aber können reale Begegnungen nicht ersetzen. Was haben Sie sich in dieser Passions-/Fastenzeit vorgenommen? Alkoholverzicht? Süßigkeitsverzicht? Ich beabsichtige, in dieser Passions-/Fastenzeit jede Woche einen Menschen, der nur wenige Kontakte hat, zu besuchen und ihn damit ein wenig aus der Einsamkeit herauszuziehen. Bitte überlegen Sie doch auch, was sie tun können, um konkret Menschen in bedrückender Einsamkeit zu helfen, sie mit Begegnung zu beschenken.


Dr. Roland Mettenbrink, Pfarrer in Pr. Ströhen und Rahden