Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung vom 05. September 2020

Diakon Michael Biesewinkel

Morgens wache ich ausgeruht auf, trinke einen heißen frischen Kaffee und mache mich auf den Weg zur Arbeit. Als Sozialarbeiter erlebe ich im beruflichen Alltag recht häufig, dass nichts selbstverständlich ist. Weder ausgeruht aufzuwachen, noch einen frisch aufgebrühten Kaffee trinken zu dürfen und vieles mehr. Auch ein gesichertes Arbeitseinkommen ist nicht selbstverständlich. Das erleben viele Menschen in der heutigen Zeit nur allzu schmerzlich und ich drücke täglich die Daumen, dass es für alle möglichst gut enden wird.

Ich habe eine Familie die für mich lebenslang immer zur Stelle ist und einen ebenso stabilen und sicheren Freundeskreis seit vielen Jahren. Für all das bin ich dankbar und versuche diesem Gefühl auch regelmäßig Ausdruck zu verleihen. Ich finde immer, dass mein Gegenüber ruhig wissen soll und darf wenn er guttut. Geschimpft ist heutzutage leider sehr viel schneller als gelobt und das finde ich persönlich sehr schade. Alles was normal ist oder normal zu sein scheint wird zu schnell selbstverständlich und Dankbarkeit bleibt dann nicht selten aus.

Mir als Diakon und gläubiger Christ hilft da manchmal der Blick auf denjenigen von dem all das Gute kommt. In der Bibel heißt es nicht umsonst liebevoll mahnend: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ (Psalm 103,2).

Wer dankbar auf das Leben blickt, dem geht es im Ganzen sicher besser. Ich lade Sie herzlich ein, dass einmal selbst auszuprobieren. So leben wir auch in Gottes Geist, können dankbar beten und Gutes empfangen. Vielleicht erinnern wir uns auch an die eine oder andere Geschichte in der Bibel, welche von Dankbarkeit erzählt. Ich denke da zum Beispiel an Jakob aus dem 1. Buch Mose. Er ist auf der Flucht und träumt einen wunderbaren Traum. Ihm steht durch eine Himmelsleiter, an dessen Ende Gott steht, der Himmel offen. Was muss er dankbar gewesen sein in dieser Krisensituation. Oder auch Zachäus dessen Leben durch Jesus eine Wende erfährt. Sie alle erleben die verändernde Kraft der Dankbarkeit. Ich hoffe auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, können etwas davon spüren.

Ich möchte ihnen noch eine einprägsame Geschichte erzählen: Es war einmal ein unzufriedener Bauer. Dem wurde geraten eine Handvoll Kieselsteine in der rechten Jackentasche mit durch seinen Alltag zu tragen. In jedem Moment in dem er Glück empfindet sollte er einen Stein von der rechten in die linke Tasche stecken. Anfangs waren es nur wenige Steine welche auf Wanderschaft gingen, wurden mit der Zeit aber mehr und mehr. Abends konnte er dann, zufrieden im Bett liegend, mithilfe der Steine die guten Momente des Tages Revue passieren lassen und musste feststellen, dass er doch ein gutes Leben hatte und alles Recht der Welt hatte glücklich und dankbar zu sein.

Herzlich alles Gute für Sie!


Diakon Michael Biesewinkel