Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung vom 06. August 2022

Pfarrerin Britt Mailänder

Der Wecker klingelt. Blechern, scheppernd reißt er aus den Träumen. Aus dem Schlaf. Egal, ob die Nacht gut war, oder ob du dich hin und her gewälzt hast und erst kurz vor dem Morgengrauen wieder in den Schlaf gefunden hast. Es ist Zeit. Zeit, aufzustehen. Den Tag anzugehen.

Aber deine innere Uhr sagt: Noch fünf Minuten. Du drückst die Snooze-Taste. Kuschelst dich ein. Däm-merst noch mal kurz weg. Wieder klingelt der Wecker. Hartnäckig. Blechern. Scheppernd. Es ist Zeit. Jetzt aber wirklich … Zeit, aufzustehen.

Wofür stehst du eigentlich morgens auf? Für dich selbst? Oder für andere? Für das Geld am Ende des Mo-nats? Um am Ende des Tages zufrieden zu sein, mit dem, was du geschafft hast? Um einen Unterschied zu machen?

Wofür stehst du morgens auf?
Diese Frage habe Ich vor kurzem ich einigen Freundinnen und Freunden gestellt. Einfach via Smartphone, ohne große Erklärung. Manche waren sicherlich verwundert. Andere haben sich Sorgen gemacht um mich.
Die Antworten sind bunt:

Für ein großes Glas Wasser und meinen ersten Kaffee – ohne den komme ich morgens nicht in Schwung. Das Beste ist, wenn ich die Zeit noch für mich alleine habe und die Ruhe genießen kann. Und dann kommt die Routine, die mir mein Terminkalender diktiert.
Um wieder zu schlafen.
Um für meine Kinder da zu sein.
Gott schenkt mir einen neuen Tag, möchte mich gebrauchen so wie ich bin und ist offensichtlich, solange ich leben darf, noch nicht fertig mit mir.
Zum Frühstücken – ich hasse Krümel im Bett.
Weil ich mich auf den Tag freue, die Arbeit und die Begegnungen, die der Tag bereithält.
Für Kaffee und Hunderunde. Und dabei ist mir ein Lied eingefallen: Kommt zum Fest des Lebens!

Antworten, die das Leben spiegeln und seine Vielfalt. Die mich neugierig machen. Auf die Menschen und ihre Sicht der Welt. Auf das, was sie trägt und auf das, was sie anspornt.

In Zeiten wie diesen, in denen sich vermeintliche Selbstverständlichkeiten längst mich mehr von selbst ver-stehen und alte Gewissheiten ins Wanken geraten, da tut es mir gut, immer mal wieder innezuhalten und mich zu fragen: Wofür stehst du morgens auf? Welche Melodie klingt in deinem Herzen?
Und es macht meine Seele weit, mit anderen darüber ins Gespräch zu kommen.

Ich glaube, es ist Zeit. Zeit, aufzustehen. Den Tag anzugehen. Und das Leben.

Und Sie - wofür stehen Sie morgens auf?



Britta Mailänder
Pfarrerin in der Kirchengemeinde Nettelstedt
Seelsorgerin im Evangelischen Alten- und Pflegeheim am Kirchplatz und im Hospiz veritas, Lübbecke