Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung vom 25. August 2023

Pfarrerin Gisela Kortenbruck

Vor Kurzem haben wir dieses Lied wieder bei einem Taufgottesdienst hier in Rahden gesungen: „Weißt du wieviel Sternlein stehen?“ Viele sind erstaunt, dass dieses bekannte Kinderlied in unserem Gesangbuch steht und auch zuweilen im Gottesdienst gesungen wird, oft auch bei Taufen: „Gott, der Herr, hat sie gezählet, dass ihm auch nicht eines fehlet an der ganzen großen Zahl…“ Auch wenn es hier etwas verniedlicht klingt, kindgerecht formuliert, ist dies doch ein Gedanke, der mich gerade um diese Jahreszeit manchmal beschäftigt.
An einem lauen Sommerabend, wenn es abends dunkel und still geworden ist, dann genieße ich es nämlich, hinter meinem Pfarrhaus auf der Terrasse zu sitzen – am besten im Liegestuhl, noch besser mit einem Glas Wein – und in die Sterne zu sehen. Wenn nachts die Stadtbeleuchtung ausgeschaltet ist, ist der Sternhimmel dann besonders schön.
Dieser herrliche Anblick, er lässt mich ein wenig vom großen Wunder der Schöpfung Gottes ahnen. Und wenn ich noch so viele Sterne sehen kann, weiß ich natürlich, dass das nur ein kleiner Bruchteil des großen, weiten Alls ist: Diese Sterne zählen? Wer wollte das versuchen? Wo sollte man anfangen, wo aufhören?
Und wenn ich an so einem Abend, bei diesem großartigen Anblick, ins Nachdenken komme, dann fällt mir ein Vers aus dem 8. Psalm ein: „Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst, Gott?“ All das, was mir tagsüber so wichtig erscheint, worum ich mich sorge, was ich an Aufgaben, Pflichten und Plänen habe, es ist auf einmal ganz klein im Vergleich zu der Größe Gottes und seiner Schöpfung.
Wenn ich all diese Sterne ansehe und staune über ihre Zahl, über die Schönheit des Himmels, komme ich mir vor wie ein kleines Staubkorn im All. Und doch weiß ich, dass Gott mich liebt. Mich und all die andern Menschenkinder hält Gott in seiner Hand, hat uns gezählt wie die Sterne im Himmel.
Niemand ist ihm egal. Und auch nicht all die Dinge, die wir auf den Herzen haben. Und auch nicht diese Welt. Nicht diese Erde, auf der es uns so schwer fällt, in Frieden zu leben. Es ist nicht leicht, mit all dem umzugehen. Aber das Vertrauen in Gottes Liebe, mit der er all das umfängt und zählt und davon weiß, es hilft mir weiterzumachen. Zu hoffen und zu glauben und darauf zu vertrauen, dass Gott uns beisteht. Ist das kindlich-naiv? Für manche vielleicht. Mir geben diese Gedanken Kraft und Mut und Hoffnung. – Ihnen ja vielleicht auch?


Pfarrerin Gisela Kortenbruck