- Kirchenkreis
- Gemeinden
- Kindergärten
- Gemeinsame Dienste
- Kirchenkreisstiftung
- Glauben leben
Was haben wir in dieser Woche doch für einen „Goldenen Herbst“ erlebt. Ich gebe zu, ich liebe diese Jahreszeit: Pflaumen, Äpfel und Birnen sind geerntet, die Kürbisse schmücken den Garten, Sonnenblumen strahlen mir entgegen und das Rosenbeet vor meinem Wohnzimmerfenster legt noch einmal ein paar letzte Blüten auf.
Es ist Herbst! Klar, auch die Blätter an den Bäumen verfärben sich und fallen ab. Kastanien und Eicheln liegen auf den Wegen und in so manchen Gärten lässt sich ein prall gefüllter Quittenbaum entdecken. Wenn die Quitten reif sind, dann ist der Herbst da und wie wunderbar riecht es in meiner Küche.
Am liebsten mache ich dann eine kurze Reise in die Pfalz – dort ist es noch ein wenig wärmer als hier bei uns im hohen Norden. Es gibt Feigen zu ernten, die Esskastanien heißen Käschde und auch sonst geht es kulinarisch mit Saumagen, Leberknödeln und Kesselfleisch eher deftig zu – „vun allem ebbes“ eben.
Kein Wunder, der Pfälzer an sich muss im Herbst schwer und hart arbeiten: die Weinlese steht an. Nun, heutzutage ist das Personal im Wingert deutlich internationaler geworden: Polen, Rumänen, Ukrainer, die zum Teil schon viele Jahre als Erntehelfer an die Weinstraße kommen. Ein harter Job, von Rebe zu Rebe, die guten Weine werden per Hand geerntet, die Trauben geschnitten und in den Eimer gelegt. Dazu die mitunter steilen Weinberge, die Sonne des Tages wird von den mineralischen Böden reflektiert und heizt ordentlich ein. So international das Personal auch ist, gerne höre ich zu, wenn sich die Erntehelfer unterhalten – mit Pfälzer Akzent. Da zischt und zwitschert es, zuweilen ist von „nur net huddle“ (alles mit der Ruhe) die Rede und gerne wird auch erklärt, was denn zur Arbeit im Wingert so dazugehört.
Eine gute Gelegenheit für mich zu fragen, was es denn mit dieser großen Maschine, die wie auf Stelzen über die Reihen mit den Reben fährt, auf sich hat. „Nun, das ist der Vollender!“ bekomme ich zur Antwort, „der sammelt am Ende alles auf, schüttelt die letzten Reste von den Reben, damit nichts verkommt.“
Der Vollender? Ein großes theologisches Wort, denke ich. „Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.“ (Hebräer 12,2) Was für ein Bild, da stehe ich mitten im Weinberg und vor mir sammelt der Vollender alles auf, was Ertrag bringen kann und daraus entsteht etwas wunderbar Neues.
Nur, es war nicht der Vollender - ein Pfälzer Hörfehler -, der Lumpensammler heißt „Vollernter“, aber dieses Bild ist mir im Kopf geblieben: Im Herbst, wenn es zur (Lebens)ernte geht, dann ist da jemand, der nichts verloren gibt, der alle einsammelt, für alle sorgt und wunderbar Neues schafft.
Einen gesegneten Sonntag, wünscht Ihnen
Barbara Fischer
Pfarrerin in der Kirchengemeinde Gehlenbeck