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Ostern ist ein fröhliches Fest, für uns Christen sogar der höchste Feiertag. Wir feiern die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Doch in diesem Jahr mag so recht keine große Osterfreude aufkommen. Unsere Gefühle sind hin- und hergerissen. Das Corona-Virus ist leider immer noch nicht verschwunden und beeinträchtigt nach wie vor unser Leben. Und seit fast zwei Monaten herrscht Krieg in der Ukraine. Bilder von Zerstörung und Sterben erreichen uns täglich über das Fernsehen und die sozialen Medien. Tausende haben bereits ihr Leben verloren, auch viele unschuldige, wehrlose Zivilisten. Wem es möglich ist, versucht sich zu retten. Millionen von Menschen haben bereits ihre Heimat verlassen und suchen Zuflucht bei uns im Westen.
Genau in diese Situation hinein hören wir nun die frohe Botschaft von Ostern: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“ Ist das nicht ein Widerspruch?
Wenn wir in die neutestamentlichen Evangelien schauen, dann sehen wir, dass die Erzählungen von Ostern nicht nur von Jubel und heller Freude bestimmt sind. Ganz im Gegenteil: es wird auch von Trauer und Angst, Zweifel und Entsetzen berichtet. Im Markus-Evangelium (Kapitel 16) ist die Rede von drei Frauen, die zum Grab Jesu gingen, um seinen Leichnam einzusalben. Diese Frauen waren Jesus zu seinen Lebzeiten nachgefolgt. Am Karfreitag mussten sie miterleben, wie Jesus am Kreuz hingerichtet wurde. Damit zerplatzten ihre Hoffnungen wie Seifenblasen. Verzweiflung und Enttäuschung machte sich breit. Vielleicht können wir ein wenig nachvollziehen, wie den Frauen zumute war, als sie zum Grab gingen, um dem verstorbenen Jesus die letzte Ehre zu erweisen. Außerdem bereitete ihnen der schwere Stein, der das Felsengrab verschloss, Kopfzerbrechen. Doch dann erlebten sie etwas Unbegreifliches: Der Stein war weggerollt, das Grab war leer. Sie sahen dort nur eine helle Gestalt, die zu ihnen sprach: Jesus ist nicht hier, er ist auferstanden. Im Markus-Evangelium heißt es weiter: „Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.“
Das Ostergeschehen führte also nicht unmittelbar zu Freudenausbrüchen. Es dauerte eine Weile, bis die Frauen begriffen: Gott hat den Gekreuzigten nicht im Tode gelassen. Jesus lebt, er ist auferstanden. Da begannen die Frauen, diese frohe Botschaft weiterzuerzählen.
Bis wahre Osterfreude aufkommt, braucht es oftmals seine Zeit. So war es schon vor 2000 Jahren, und so haben es Menschen in den Jahrhunderten danach erfahren. Aber wer sich von der Osterbotschaft, dass Gott dem Tode die Macht genommen hat, berühren lässt, für den bekommt das Leben eine neue Qualität - selbst in schwierigen Situationen. Dietrich Bonhoeffer hat es einmal so formuliert: „Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Osterfest.