Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung zu Weihnachten 2024

Superintendent Dr. Uwe Gryczan


Die Himmelsleiter von Münster, aufgenommen von Superintendent Dr. Uwe Gryczan


Sie leuchtet wieder: die Himmelsleiter von Münster. Nachdem sie seit Herbst 2022 bereits für eineinhalb Jahre den Kirchturm der St. Lamberti-Kirche in der Altstadt von Münster geschmückt hatte, ging sie in diesem Jahr für sechs Monate nach Paris, aus Anlass der Olympischen Spiele. Rechtzeitig zur diesjährigen Advents- und Weihnachtszeit ist die gold-gelb leuchtende Himmelsleiter der österreichischen Künstlerin Billi Thanner nun wieder nach Münster zurückgekehrt und strahlt am Prinzipalmarkt mitten im Zentrum der Stadt. Das ist ein stimmungsvolles Bild: hoch über den Dächern ragt an einem Kirchturm eine hell erleuchtete Leiter steil nach oben in den Himmel hinein. Hoch über dem Gewusel des Alltags ist ein Licht zu sehen.

Mir macht der Anblick Mut. Gerade jetzt in den unruhigen und bewegten Zeiten, in denen wir leben, können wir ein Licht am Himmel gut gebrauchen.
Diese leuchtende Himmelsleiter erinnert mich an ein Wort aus der Bibel. Dort heißt es bei Jesaja im 60. Kapitel: „Mache dich auf und werde Licht, denn dein Licht kommt.“

Es war eine harte Zeit für das Volk Israel – damals vor 2.500 Jahren. Zwar durften viele Isareliten nach dem Ende der Babylonischen Gefangenschaft wieder in ihre Heimat zurückkehren. Doch die vormals prächtige Residenzstadt Jerusalem war größtenteils immer noch ein Ruinenfeld. Der Wiederaufbau des zerstörten Tempels ging nur schleppend voran, es herrschten Not, Krisen und Missstände. Daher machte sich bei den Menschen Enttäuschung und Resignation breit. In diese lähmende Mutlosigkeit hinein ertönte der Ruf des Propheten: „Mache dich auf und werde Licht, denn dein Licht kommt.“ Die Situation ist schwierig – keine Frage. Aber es soll nicht so bleiben. Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels. Gott selbst will bei euch sein, damit es wieder heller wird in eurem Leben.

Das, liebe Leserinnen und Leser, ist die Botschaft von Weihnachten. Gott überlässt diese Welt nicht sich selbst. Vielmehr kommt Gott uns Menschen entgegen. Die Himmelsleiter am Turm der Lambertikirche zu Münster kann ein Symbol dafür sein. Gott kommt vom Himmel herab auf die Erde, weil er uns Menschen nicht im Stich lässt. In dem kleinen Kind in der Krippe wird Gott selbst Mensch. Die Geburt seines Sohnes Jesus Christus in einem ärmlichen Stall zu Bethlehem ist Ausdruck seiner Liebe zu uns Menschen. Gott macht sich ganz klein und steigt herab in die Tiefen menschlicher Existenz, um uns in unserer Not und Hilflosigkeit nahe zu sein. „Gott will im Dunkeln wohnen und hat es doch erhellt“, heißt es in einem Kirchenlied von Jochen Klepper. Darum, liebe Leserinnen und Leser, feiern wir Weihnachten.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Christfest.


Superintendent Dr. Uwe Gryczan