Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Worte der Besinnung zur Jahreslosung 2019

Pfarrer Friedrich Stork

„Suche Frieden und jage ihm nach.“ So heißt die Jahreslosung 2019 aus Psalm 34,15.
Ohne Zweifel fällt uns der Frieden derzeit nicht gerade täglich auf die Füße. Anders als in den Jahren nach 1989 machen sich wieder überall Despoten und Egomanen breit, die ihren Völkern und deren Nachbarn nach Möglichkeit Lust, Laune und Leben vergällen; wissen Männern, Frauen und Kinder vor lauten Krieg und Terror bald gar nicht mehr, wohin und -her sie fliehen sollen; laufen Wutbürger durch die Straßen und die Britten gleich vor ganz Europa weg. Aber irgendwo zwischen diesem ganzen Getümmel muss er doch noch sitzen, der Friede. Denn wenn es ihn gar nicht gäbe, brauchten wir ihn ja gar nicht erst zu suchen. Also muss er noch da sein. Irgendwo.

Also fangen wir mal anders an. Zur Abwechslung mal bei uns selbst. Denn aller Friede beginnt mit dem Frieden mit mir selbst. Nur ist das leider leichter gesagt als empfunden, wenn mir dauernd auf Facebook oder Instagram in die Timeline geworfen wird, dass andere ein so viel aufregenderes Leben führen, so viel hübscher, effizienter oder sportlicher sind als ich selbst. Wenn ich also nicht ein unbedingter Narzisst bin, braucht es jemanden, der mir sagt und spüren läßt: „Du bist gut für mich. Ich freue mich, dass es Dich gibt auf dieser Welt. Du bist gut gelungen.“ Das sagen uns vielleicht – ganz analog - der Ehe- oder Lebenspartner, die Eltern oder die Kinder. Oder Freunde. Uns Christen sagt das vor allem aber auch Gott. Der Gottesfrieden, den man weder suchen muss noch ihm nachjagen kann, sondern der uns geschenkt wird. Der Trotzdem-Friede. Ja, vielleicht bin ich im Alltag viel zu selten das liebe Kerlchen, das Gott gerne hätte, - auch nicht so hübsch oder aufregend wie andere -, aber dennoch bin und bleibe ich seiner Liebe wert, seiner Liebe würdig. Liebenswert und liebenswürdig. Das bin ich. Und das sind wir alle. Der Liebe wert und der Liebe würdig.
Friede ist Liebe, die mich ansieht, wie ich bin. Und darüber nicht den Stab bricht. Die nicht über alles hinwegsieht, sondern in alles hinein. Sogar in die dunklen Ecken meines Herzens und Seins. Und darüber nicht den Stab bricht, sondern das Dunkle heraustreibt. Diesen Frieden schenkt mir Gott. Weil er Friede gemacht hat mit mir. Mit uns.
Wem dieser Friede geschenkt ist; warum sollte seine Zunge Böses zischen; seine Taten Trügerisches tun? Das habe ich gar nicht mehr nötig. Im Frieden mit mir kreise ich nicht mehr ständig um mich selbst, bin ich nicht der Mittelpunkt, sondern offen und sensibel für Gott und den Nächsten. Lasse ihn leben und sein; lasse ihn wachsen und aufblühen. Wirke dabei sogar kräftig mit und tue das meine dazu. Wer im Frieden ist mit sich, muss sich vor der Schönheit des Nächsten nicht fürchten. Er kann sich sein lassen und andere einfach anders.
Damit wäre für den Frieden schon sehr viel gewonnen im neuen Jahr – in der Familie. In der Nachbarschaft. Im Dorf und Land. Vielleicht sogar: in der Welt.
Eine glückliches und gesegnetes neues Jahr wünscht Ihnen


Pfarrer Friedrich Stork