Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke

Indonesien Bericht

Lava und heiße Asche


Delegation des Kirchenkreises Lübbecke erlebt Vulkanausbruch auf Sumatra


Gehlenbeck / Sumatra(WB). Viele tolle Begegnungen, aber auch Armut und von Vulkanausbrüchen traumatisierte Menschen haben Pfarrerin Barbara Fischer, Presbyterin Nicole Kemmener und Pfarrer Dr. Christian Hohmann in Indonesien erlebt. Der Grund für den Aufenthalt war die 125-Jahr-Feier der indonesischen Partnerkirche des Kirchenkreises Lübbecke.


Bild C S Pfarrerin Barbara Fischer, Presbyterin Nicole Kemmener und Pfarrer Dr. Christian Hohmann.

Von Florian Hemann


Seit den Siebzigern besteht die Verbindung zu der Protestantischen Karo-Batak-Kirche in Nordsumatra. »Sie hat drei Partnerkirchen in Deutschland: Bad Bentheim, Herford und eben den Kirchenkreis Lübbecke«, erklärt Barbara Fischer, Pastorin der Gehlenbecker Gemeinde. »Die Jubiläumsfeier fand in einem Fußballstadion mit 20 000 Christen statt und das in Indonesien, dem größten muslimischen Land.« Insgesamt zähle die Karo-Batak-Kirche 304 000 Mitglieder, erklärte Barbara Fischer. Sie war als Vertreterin für Superintendent Dr. Rolf Becker mit Presbyterin Nicole Kemmener aus Gehlenbeck und Dr. Christian Hohmann, Regionalpfarrer des Amtes für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung aus Bad Oeynhausen nach Nordsumatra gereist. Außerdem bestand die fünfköpfige Delegation aus zwei Vertretern des Kirchenkreises Herford.



»Es gab einen besonderen Gottesdienst, an dem auch viele Politiker teilnahmen, auch der muslimische Gouverneur von Nordsumatra. Die Regierung rechnet der evangelischen Kirche hoch an, dass sie damals nach dem massiven Vulkanausbruch im Jahre 2010 in großem Umfang Katastrophenhilfe geleistet hatten, auch Muslimen«, erklärt Dr. Hohmann. »Christen fragen nicht nach Religion. Jeder bekommt Hilfe«, erklärt er. Und auch heute ist auf der Insel Sumatra Hilfe von außen notwendig.



150 Jahre war der Vulkan Sinabung inaktiv gewesen. Deshalb sind viele ohne Befürchtungen in die Gegend gezogen. Dass der Vulkan mittlerweile aber wieder aktiv ist, haben die Gäste aus dem Mühlenkreis hautnah erlebt. »Wir haben gesehen, wie Quellen nahe des Vulkans aufbrachen und aus einem Rinnsal so plötzlich ein Fluss wurde. Geröllsteine zerstörten zahlreiche Brücken. Asche flog durch die Luft«, erinnert sich Nicole Kemmener. An anderer Stelle hatte Lava einen Krater durch ein Dorf gezogen.

Die Zerstörungen sind nach Angaben der Besucher groß und würden viele Bereiche betreffen. So liegt eine Kirche, welche die Delegation zuvor noch besucht hat, in Trümmern. »Der Generationsvertrag bricht immer mehr zusammen. Die Älteren können nicht mehr das Schulgeld für ihre Kinder zahlen und die ohne Bildung später nicht für die Älteren sorgen«, erklärt Barbara Fischer. Die Landwirte, die ohnehin fast alles verloren haben, stünden vor der Frage, wie sehr der Boden von den Aschemassen kontaminiert ist. »Wie wir helfen können, wissen wir noch nicht. Wir warten ab, welche Anfragen aus Nordsumatra kommen«, sagt Barbara Fischer.

Auffallend waren für die Besucher aus Deutschland auch die großen Gegensätze: Auf der einen Seite gibt es Großstädte mit riesigen Shopping-Malls und auf der anderen Seite ärmliche Dörfer auf dem Land. Gewohnt haben die Kirchenvertreter in den knapp zwei Wochen in kirchlichen Bildungshäusern oder bei Privatpersonen. Während Barbara Fischer und Dr. Christian Hohmann Indonesien schon kennen lernen durften, war es für Presbyterin Nicole Kemmener der erste Besuch in Nordsumatra: »Es war beeindruckend und ein ganz anderes Leben als bei uns. Die Menschen sind uns so offen begegnet. In einer Familie hat man mir einen karonesischen Familiennamen gegeben. ›Ginting‹ nannten sie mich.«

Eine global vernetzte Kirche lebe von solchen Treffen, da waren sich alle Beteiligten einig. »Man sollte sich vor Ort kennen lernen. Auch wenn man per E-Mail kommunizieren kann, ist es schöner, die Person zu kennen, mit der man schreibt«, meint Dr. Christian Hohmann.

Voller Vorfreude und Spannung schauen die drei aus Indonesien Zurückgekehrten nun auf das nächste Jahr. Dann haben sich die Freunde aus Nordsumatra zum Westfälischen Kirchentag angekündigt, zu dem die Kirchenkreise Lübbecke und Herford eingeladen haben.